Montag, 28. April 2014

Die Beantragung eines US Reisepasses . . .

. . .  ist eine völlig andere Prozedur als die Beantragung eines deutschen Passes in Deutschland.

Anfang März schon hatte ich den ersten Schritt unternommen, der darin bestand, das lokale Postamt anzurufen und um einen Termin zu bitten.

Ja, Ihr habt richtig gelesen: Das Postamt!
(Und nicht etwa das Einwohnermeldeamt. Eine solche Behörde gibt es hier nämlich nicht.)

Einige Tage zuvor hatte ich den netten Postbeamten, der jedes mal, wenn er mich am Schalter bedient, sein Deutsch übt und mir dann "Tschüß" hinterher ruft, um entsprechende Auskunft gebeten. "Rufen Sie einfach an und fragen Sie nach Sarah," riet er und reichte mir einen Zettel mit einer Telefonnummer.

 So einfach war das dann allerdings doch nicht. Ich wählte mir fast die Finger wund, bevor endlich jemand den Hörer abnahm. "Oh, die Sarah ist im Moment auf einer Fortbildung. Die lernt gerade, wie das mit den Passanträgen funktionieren soll und kommt erst in einer Woche zurück."

Mit einem tiefen Seufzer rief ich also eine Woche später wieder an, hoffend, dass Sarah gut aufgepaßt haben und mit meinem Antrag keine Fehler machen würde! Nach dem zehnten Läuten nahm jemand den Hörer ab, Sarah höchstpersönlich. "Sie müssen sich allerdings noch ein paar Wochen gedulden," meinte sie. "Ich kann Ihnen einen Termin erst Ende April geben." Ich fragte nicht nach dem Grund dieser Verzögerung, sondern nahm den ersten erhältlichen Termin, nämlich letzten Mittwoch. "Und wo finde ich Sie?" fragte ich zum Abschluß unseres kurzen Gesprächs. "Kommen Sie einfach zum Schalter und fragen Sie nach mir."

Mit den benötigten Unterlagen unterm Arm geklemmt betrat ich also das Postamt und stellte mit Erleichterung fest, das die Warteschlange vor den Schaltern nur sehr kurz war. Brav stellte ich mich an, und nach nur wenigen Augenblicken trat ich vor einen der drei Schalter. "Sarah ist noch in ihrer Mittagspause, sollte aber gleich zurück sein," war die freundliche Auskunft. Also stellte ich mich zurück in die Wartehalle, gespannt, wie sich die Dinge weiter entwickeln würden.

Etwa zwei Minuten später drehte sich der freundliche Postbeamte zur Seite, winkte eine Person außerhalb meines Blickfeldes zu sich und deutete dann auf mich. Hinter dem dritten Schalter tauchte nun Sarah auf, über-rundlich, gut Ende dreißig, aber mit  Zahnspange. Mit einem Stirnrunzeln blickte sie zu mir herüber, winkte mich dann ihrerseits zu sich.

Überrascht trat ich zu ihr. Das ganze würde also hier vor aller Augen und in Hörweite der Wartenden stattfinden?! Also kein Termin unter vier Augen in ihrem Büro?!
Genauso war es!

"Haben Sie alles dabei?" "Das hoffe ich," antwortete ich irgendwie kleinlaut. Es fiel mir ausgesprochen schwer,  mich an den öffentlichen Charakters dieses Vorgangs zu gewöhnen!

Sie ging durch alle Dokumente, machte Kopien, und stellte dann und wann ein paar Fragen. Dann kam etwas, womit ich nie gerechnet hätte: Sie bat mich, meine rechte Hand zu heben! Als ich dem artig Folge geleistet hatte, las sie einen Eid vor. "Ich schwöre hiermit, dass ich Staatsangehörige der USA bin, dass ich keinerlei falsche Angaben gemacht habe, etc." "Do you agree?" fragte sie zum Schluß. "Yes!" antwortet ich mit einem Stoßseufzer. Ich kam mir außerordentlich affig vor und konnte den Abschluß dieses Vorgangs kaum erwarten.

Allerdings waren noch die saftigen Gebühren zu begleichen: $110 für den Paß (es wären $135 gewesen, hätte ich gleichzeitig jene Paßkarte beantragt, die man allerdings nur beim Grenzübergang nach Mexiko und Kanada vorzeigen kann) und eine Bearbeitungsgebühr von $25.

Ach ja, bis ich den Paß dann endlich in meinen Händen habe, werden noch mal vier bis sechs Wochen vergehen.


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