Donnerstag, 9. Juli 2015

Das amerikanische Gesundheitssystem hautnah! Teil 2



Als ob die üblichen - und rechtlichen - Kosten hierzulande nicht schon hoch genug wären! Man muß sich leider auch auf "unrechtliche" Zahlungsaufforderungen einstellen! Und das ist wirklich das häßlichste Gesicht im US "Gesundheitswesen."

Forbes berichtete schon im Jahre 2012, dass betrügerische Machenschaften im Gesundheitswesen den Steuerzahler Billionen von Dollar kostet ((http://www.forbes.com/sites/merrillmatthews/2012/05/31/medicare-and-medicaid-fraud-is-costing-taxpayers-billions/) ).

Da verkaufen Angestellte in Arztpraxen und in Krankenhäusern, die Zugang zu allen vertraulichen Daten haben, eben jene an solche, die ausgetüftelt haben,  was man mit solchen Daten alles anstellen kann. Da werden den Krankenversicherungen z. B. die dreifachen Kosten eines Rollstuhls in Rechnung gestellt, um dann den Differenzbetrag einzusacken. Da werden nach Strich und Faden Computersysteme gehackt und viel Geld gemacht mit den so ergatterten Namen und Nummern. Da erhalten Krankenversicherungen Rechnungen für Medikamente und Operationen, die nie verschrieben und die nie durchgeführt wurden.

Wer mehr über diese neue und dramatisch ansteigende Form von Kriminalität nachlesen will, kann das hier tun: http://money.cnn.com/2010/01/13/news/economy/health_care_fraud/

Und der AARP zufolge (der American Association for Retired People) werden jedes Jahr tausende Amerikaner von professionellen Schuldeneintreibern schikaniert wegen angeblich unbezahlten Rechnungen von Ärzten und Krankenhäuser, in deren Praxis man nie einen Fuß gesetzt hat (http://www.aarp.org/money/scams-fraud/info-2015/debt-collector-fraud.html).

Mein Mann ist einer davon:
Nur wenige Wochen nachdem er zum ersten mal bei Dr. Di Pascuale war, erhielten wir eine Rechnung von einem "Medical Center," von dessen Existenz wir nichts wußten und das wir nie von innen gesehen haben.
Da wir zu viel zu tun und zu viele Sorgen, aber viel zu wenig Energie hatten, ignorierten wir die Rechnung. Das verschaffte uns natürlich keine bleibende Abhilfe.

Die Schreiben kamen weiterhin, regelmäßig jeden Monat. Dann kamen die Schreiben von einer Firma, an die das uns unbekannte "Medical Center" die "Schulden" meines Mannen verkauft hatte! (Diese anscheinend lukrative Art von Geschäft war mir bislang unbekannt gewesen!) Nun kommen regelmäßig merkwürdige Telefonanrufe, bei denen sich niemand meldet, wenn wir den Hörer abnehmen. Eine Internetrecherche hat allerdings ergeben, dass tatsächlich eine Firma dahintersteckt, die sich aufs Schuldeneintreiben spezialisiert.

(Wie man davon ausgehen kann, dass eine Taktik der Kommunikationsverweigerung zum Ziel - sprich zur Zahlung - führt, ist mir schleierhaft.)

Nun hatten wir letzten Dienstag genug des Unfugs und erkundigten uns in Dr. Di Pascuales Praxis, ob denn jenes "Medical Center" dort bekannt sei. Schließlich hätte es ja sein können, dass irgendwelche Laboruntersuchungen an jenem mysteriösen Ort vorgenommen wurden. Nein, sagte man uns dort. Man kenne jenes "Medical Center" nicht und ließe dort auch keinerlei Laboruntersuchungen durchführen.

Wir haben es hier also mit einem waschechten Fall von Betrug zu tun.

Aber das ist nur das erste unserer Probleme mit Rechungen!

Das zweite betrifft das Universitätskrankenhaus in El Paso, in dem mein Mann ja in jener schicksalshaften Nacht, in der sein Geschwür die Augenhornhaut perforierte, tatsächlich behandelt wurde.
Zwar wurden dem Krankenhaus natürlich von der Krankenversicherung meines Mannes die Kosten erstattet, allerdings wohl nicht im gewünschten Umfang! Die $500, die man dort meint, zusätzlich erhalten zu müssen, wurden nun meinem Mann in Rechnung gestellt.

Das ist ein Fall von "Balance Billing."
Balance Billing bedeutet, dass ein "Anbieter" im Gesundheitswesen (ein Arzt/eine Ärztin, ein Krankenhaus, ein Physiotherapeut, ein Labor) den von der Krankenversicherung für entsprechende Leistungen ausbezahlten Betrag für unzureichend erachtet und den gewünschten Mehrbetrag dann direkt dem Patienten abverlangt.

Und das ist illegal. Vor allem für Medicarepatienten (wie meinem Mann) und für Notfallsituationen. Es wird aber trotzdem gemacht, da viele - vor allem ältere - Menschen sich nicht zu wehren wissen.

So haben wir uns gestern an das lokale Seniorenzentrum gewandt. Ja, sagte man uns dort, wir haben jemanden, der Ihnen helfen kann. Nächste Woche haben wir einen Termin mit Stephanie.

Falls unser Fall ihre Kompetenz übersteigt, müssen wir uns einen "Medical Billing Advocate" anheuern.
Der oder die will natürlich bezahlt werden!