Donnerstag, 10. September 2009

Vorgestern abend um 19:45 . . .

. . verstarb mein über alles geliebter Hund Ben.
Nur Hundeliebhaber werden meinen Schmerz und meine Trauer nachvollziehen können.

Es war um die Mittagszeit herum - mein Mann und ich waren draußen, um etwas an seinem Lastwagen zu reparieren - als die Hunde alamierend bellten. Als ich aus dem Lastauto herausgeklettert war, vernahm ich das unüberhörbare Rasseln einer Klapperschlange. Es dauerte nicht lange und wir hatten die Schlange ins Jenseits befördert. (Mittlerweile haben wir darin ja Übung!) Wir dachten, dass damit die Sache erledigt sei.

Zur Essenszeit, eine halbe Stunde später, wollte Ben nichts zu sich nehmen. Er stand in der offenen Tür und starrte nach draußen. Alamiert untersuchte ich ihn und sah mit Entsetzen, dass sein Kinn fürchterlich angeschwollen war. Außerdem waren die drei roten, unheilverkündenden Punkte unübersehbar.

Um 13 Uhr war er bei der Tierärztin. Da er keine weiteren Schmerzen hatte und vor ein paar Wochen gegen das Gift von Klapperschlangen geimpft worden war, waren wir alle nicht sonderlich besorgt. Die Ärtztin bat uns, Ben zur Beobachtung in der Praxis zu lassen und war sicher, dass wir ihn am Abend mit nach Hause nehmen könnten.

Kurz vor Praxisschluß holte dann mein Mann Ben ab. Sein Bluttest hatte nichts Besorgniserregendes angezeigt und die Schwellung war zurückgegangen. Um 18:30 waren beide wieder zu Hause.

Ben sprang so gut es eben ging aus dem Lastauto und kletterte die Stufen zum Haus hoch. Er legte sich unter meines Mannes Stuhl, einer seiner Lieblingsstellen. Ich beobachtete ihn mit einer dunklen Vorahnung. Seine Zunge war teilweise heraus und er atmete schwer. Mein Mann versicherte, dass das auf die Medikamente zurückzuführen sei. Ich war nicht überzeugt.

Als Ben dann versuchte, zu seiner Wasserschüssel zu gelangen, dabei alle zwei Schritte zusammenbrach, war ich alamiert. Ich benetzte seine Schnauze mit Wasser und wenige Minuten später begann die stoßhafte Atmung, die ich von sterbenden Patienten her kannte.

Ich rief meine Freundin an, die bei unserer Tierärztin als Assistentin arbeitet, und sie wiederum alamierte die Ärztin. Beide wollten uns eine halbe Stunde später in der Praxis treffen. Ich rannte aus dem Haus, um mein Büro (das sich neben dem Haus befindet) abzuschließen. Da hörte ich schon wieder ein lautes Rasseln. Mein ganze Wut auf diese Kreatur machte sich Luft. "Das darf doch nicht wahr sein!" schrie ich auf Deutsch. Mein Mann kam heraus und bewaffnete sich sofort mit einer Schaufel. Mittlerweile aber dunkelte es. Wir hörten die Schlange und wußten, dass sie bedrohlich nah war, konnten sie aber nicht sehen. Eine ungute Situation!

Ich überließ ihm die Schlange, wollte ich doch bei Ben sein. Als ich allerdings wieder ins Haus getreten war, hatte er schon zu atmen aufgehört. Ich setzte mich neben ihm auf den Boden und heulte Rotz und Wasser. Ich hatte Zeit.

Es war eine groteske Situation. Ich heulte neben Ben, was das Zeug hielt, mein Mann war draußen, traute sich wegen der Schlange unter den Stufen nicht rein und wartete auf unsere Nachbarn, die er angerufen und um Hilfe gebeten hatte. Bis die da waren (sie wohnen 1,5 km entfernt!) und in der Dunkelheit das Vieh aufgespürt und getötet hatten, verging gut eine weitere halbe Stunde.

Gestern morgen brachten wir seinen Körper zur Arztpraxis, um ihn einäschern zu lassen. Die Ärztin zeigte sehr viel Mitgefühl und erklärte, dass das Gift wahrscheinlich in sein Blutbahn gelangt war. Dagegen sei jegliche Schutzimpfung machtlos.

Wir verbrachten den Rest des Tages mit den anderen beiden Hunden in der Gila Wildernis. Ich nahm unsere verbleibenden Viebeiner auf den Railroad Canyon Trail, den Ben so sehr liebte. Dieser Wanderweg führt nicht nur an einem Bach entlang, sondern man muß diesen Bach auch x-mal überqueren. Das Murmeln des Wassers war unendlich beruhigend.

Ben war mein erster Hund. Wir hatten ihn für fast acht Jahre. Er hatte viele Eigenheiten, die ich an ihm sehr mochte. Eine, die ich weniger mochte, war, dass er meine Schuhe mit sich nahm, wo auch immer er hinlief. Wie oft mußte ich meine Hausschuhe suchen! Und wie gerne würde ich jetzt wieder auf die Schuhsuche gehen!

Wir hatten eine sehr enge Beziehung. Ich wußte, dass er hier nicht glücklich war. Manchmal hielten wir Zwiesprache. Ich hielt ihn dann an mich gedrückt und versprach ihm eine neues Zuhause mit viel Grün, Wasser und Bäumen. Es tut mir in der Seele weh, dass ich dieses Versprechen nicht halten konnte.