Mittwoch, 3. August 2011

Falsche Versprechen!

Der letzte Regen im Jahre 2010 fiel irgendwann im September. Am 30. Juni hat es dann zum ersten mal in diesem Jahr "geregnet."

Ich setze "geregnet" in Anführungszeichen. Diese - hier schon fast unnatürliche - feuchte Angelegenheit dauerte etwa fünf Minuten und wäre in anderen Landesteilen kaum als "Regen" eingestuft worden.

Schlimmer noch! Die wenigen Tropfen bestanden allem Anschein nach lediglich zu 50% aus Wasser. Die andere Hälfte: Staub! Dieses Staub-Wasser-Gemisch setzt sich dann natürlich auf die Windschutzscheiben und auf den Rest des Autos, dass dann dringend einer eingehenden Reiningungsprozedur unterzogen werden muß.

Man kann natürlich auf weitere und kräftigere Regenfälle warten in der Hoffnung, dass die dann all die braunen Hinterlassenschaften des ersten Regens abwaschen. Und das tun sie auch. Der erste Regen reinigt die Luft vom Staub, setzt diesen freundlicherweise auf alles, was sich am Boden befindet, und die nachfolgenden Schauer waschen dann alles wieder ab. Ein eingespieltes Team.

Die zweiten Spieler sind allerdings bis jetzt während dieser Regenzeit so gut wie ausgeblieben. Zumindest in der Strasse, in der ich wohne.

Zwar zeigt sich des öfteren der Himmel vor allem gegen Abend in einem vielversprechenden Dunkelgrau bis zu einem verheißungsvollen Schwarz. Es blitzt und donnert. Kräftige Windböen kommen auf. Regen liegt in der Luft. Man kann ihn förmlich riechen. Und dann passiert - nichts! Absolut nichts. Überall und ringsherum regnet es! Und das nur ein oder zwei Meilen entfent! Man kann den Wolkenbruch mit bloßem und unbebrilltem Auge erkennen! Man selber aber bleibt auf dem sprichwörtlich Trockenen sitzen.

Letzte Woche goß es im Stadtzentrum wie aus allen Kübeln. Auf dem Nachhauseweg fühlte ich mich sehr beschwingt ob der Aussicht, endlich mal von der Bewässerungspflicht befreit zu sein. Ich traute allerdings meinen Augen kaum, als ich auf die Bundesstraße 418 einbog (zwei Minuten vom Stadtzentrum und fünf Minuten von meinem Haus entfernt) und bemerken mußte, dass hier der Boden knochentrocken war.

Das kann zartbeseiteten Seelen aufs Gemüt gehen. Man muß aufpassen, dass man diese Laune der Natur nicht allzu persönlich nimmt und etwa den Ausbleib des Regens als Beweis dafür nimmt, dass einem die Götter nicht wohlgesonnen sind und dass nur weiterer Mangel - in welcher Form auch immer - vom Leben zu erwarten ist.

Regen - oder Regenmangel - liefert auch ausreichend Material für mitunter neidvolle Gespräche. Eine meiner Kursteilnehmerinnen erzählte kürzlich mit leuchtenden Augen vom Wolkenbruch, der beneidenswerterweise in der Nacht zuvor auf ihr Grundstück niedergeprasselt war. Dass wegen eines Lochs im Dach ihre Küche hinterher fast unter Wasser stand, spielte nur eine sehr untergeordnete Rolle.

Der Rest von uns quittierte ihre Erzählung mit ein paar Sekunden neidvollen Schweigens, bevor eine von uns sich zu der schlaffen Erwiderung aufraffen konnte: "Bei dir hat es also geregnet?!"

Nun muß ich zugeben, dass es auch in unserer Strasse geregnet hat. Zweimal. Und dann maßlos, wie aus allen Kübeln. Eine geschlagene halbe Stunde lang. Ich hätte fast einen Freudentanz aufgeführt

Das ist nun auch schon wieder zehn Tage her!

Gestern verkündete mein Mann äußerst zuversichtlich, dass er auf seiner iGoogle - Seite eine „75%ige Chance auf Regen“ für unsere Stadt entdeckte. Allerdings ließ sich bei uns nicht ein einziges mickeriges Prozentchen blicken!

Summa summarum:

Regenwolken
  • lassen sich hier nur äußerst selten blicken
  • sind sehr wählerisch, wen sie mit ihrer Gabe beglücken
  • sind ausgesprochen knauserig und geben meist nur wenig von ihrem kostbaren Naß ab
  • oder kennen kein Maß und schütten innerhalb kurzer Zeit allles aus, was sie mit sich tragen

Noch etwas:

Da man hier nur an etwa fünf Tagen im Jahr die Windschutzscheibenreinigungsflüssigkeit (heißt das so auf Deutsch?) benötigt, vergaß ich, wie ich diese Flüssigkeit denn nun auf die Windschutzscheibe bringe. Alles Drücken auf die Seite des rechten Lenkradhebels erwies sich als zwecklos. Ich war schon fast dabei, mein Auto bei der Werkstatt anzumelden. Als ich vor ein paar Tagen aber nach Silver City und einem verheißungsvoll schwarzem Himmel entgegenfuhr, packte mich der Optimismus. Ob der freudigen Aussicht auf das begehrte Himmelsnaß wollte ich es doch genau wissen. Nach ein paar Momenten des Herumspielens mit diversen Lenkradhebeln auf der menschen -und autoleeren Bundesstraße stellte es sich heraus, dass ich diesen Hebel an mich heranziehen - und nicht drücken - muß.

Alles Ausprobieren war übrigens umsonst. Kein einziger Tropfen verirrte sich in unsere Gegend.