Montag, 25. April 2011

Mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen . . .

. . . hat hier eine Konsequenz besonderer Art: Man kommt in die Zeitung!

Das nebenstehende Foto zeigt einen Ausschnitt aus der Law Enforcement Rubrik der Lokalzeitung, der Deming Headlight.

Täglich kann man hier also nachlesen, wer - und in welchem Alter - weswegen und manchmal auch wo verhaftet wurde.

Aus der heutigen Ausgabe entnehme ich z.B., dass Martha Najera (49 Jahre alt) wegen Einbruchs eingebuchtet wurde. Ich erfahre auch, dass ungefähr 250 Meter Kupferdraht in der North Gold Avenue abhanden gekommen sind. Und dass eine 13-Jährige wegen Mißhandlung eines Familienmitglieds verhaftet wurde! (Hier ist es nicht nur erstaunlich, dass es sich bei der Täterin um eine Minderjährige handelt, sondern auch, dass diese verhaftet wurde!)

Heute sind 15 Vorfälle aufgelistet. Das allein wäre schon genug, um Deming in ein nicht gerade friedliches Licht zu rücken. Dabei erscheinen noch nicht einmal alle Vorfälle, die einen Polizeieinsatz erforderlich machen, in der Tageszeitung!

Vor kurzem wurde ein Mann in einer Hintergasse erstochen aufgefunden. (Der Täter wurde schnell gefunden.) Letzte Woche sind drei Sträflinge aus dem Knast ausgebrochen. Es dauerte ein paar Tage, bis auch der letzte wieder eingesammelt war. Ebenfalls vor ein paar Wochen kam ein Gefängnisinsasse ums Leben; die Untersuchungen laufen noch.

Soweit ich mich erinnern kann, gab es in den zehn Jahren, während denen ich in Grünstadt in der Pfalz wohnte, nur einen einzigen Mordfall. (Dafür mehr tödliche Autounfälle!) Hier geschehen jährlich mehrere Morde, und Mißhandlungen und Einbrüche sind an der Tagesordnung.

Aber zurück zur Zeitung: Strolche mit Angabe des Namens und der Anschrift in die Zeitung zu setzen wird als Schutzmaßnahme verstanden; es soll den Bürgern helfen, sich gegen andere - die nicht mit einer weißen Weste herumlaufen und die sich einer solchen zweifelhaften Prominenz erfreuen - zu wappnen. Das wird vor allem bei Sexualstraftätern ins Feld geführt, die sich nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis jedesmal, wenn sie umziehen, behördlich melden müssen. Darüber hinaus gibt es ein Verzeichnis von Sexualverbrechern, das von jedem am Internet eingesehen werden kann. Vor allem für diese Gruppe von Tätern gibt es kein Versteck mehr - für den Rest ihres Lebens!

Als ich vor zwei Jahren in einer Zeitschrift über die Internetadresse jenes Verzeichnisses stolperte, packte mich die Neugier. Ich kam aus dem Staunen nicht heraus, als ich diesem Verzeichnis entnehmen mußte, dass zwei Männer, die nicht weit von mir entfernt wohnten, aufgelistet waren: mit Foto, Datum ihrer Verurteilung, Ort des Gefängnisses und Datum der Entlassung!

Verhütet es Verbrechen, straffällig Gewordene auf diese Weise bloßzustellen? Oder erzeugt es Mißtrauen - auf beiden Seiten, das dann widerum zu Verhaltensentgleisungen und eventuellen Straftaten führt?

Ich gestehe, dass ich täglich die polizeilichen Bekanntmachungen lese. Bisher bin ich allerdings noch nicht über einen bekannten Namen gestolpert. Was würde ich dann tun?