Sonntag, 7. November 2010

Geschäftsgebaren in New Mexico

Eines kann man in New Mexico nicht unbedingt erwarten: dass die Dinge wie am Schnürchen klappen! Zwar werden alle Aufträge - für ein neues Telefon, eine neue Satellitenschüssel, eine Reperatur am Haus usw. – auf freundlichste entgegengenomen; die eigentlich Ausführung läßt dann allerdings viel zu wünschen übrig.

Nach fast einem Jahr erhielt mein Mann von der Versicherung seines Unfallgegners (siehe Post vom Januar dieses Jahres) nun endlich einen Scheck, der die Kosten für die Reperatur seines Autos deckte.

Er vereinbarte mit der Werkstatt am Nordende der Stadt, seinen fahrbaren Untersatz am Montag letzter Woche abzuliefern. Da die aufwendigen Arbeiten mindestens vier Tage in Anspruch nahmen, hatte sich die gegnerische Versicherung auch dazu bereit erklärt, die Kosten für einen Leihwagen zu übernehmen.

Deming hat keine Autovermietungsstelle. Also rief mein Mann eine Woche vorher Enterprise in Silver City an. Eine liebenswürdige Person am anderen Ende der Strippe notierte sich das Datum, den Zeitraum und die gewünschte Marke des Leihwagens und versicherte, dass am besagten Montag um 11 Uhr jemand von Enterprise ein Auto zur Werkstatt bringen würde.

Wir wogen uns in der Gewißheit eines reibungslosen Ablaufs.

Am Freitag abend (!) vor der vereinbarten Übergabe des Leihwagens am darauffolgenden Montag verpaßte mein Mann einen Anruf von Enterprise. Als er nur wenige Minuten später die Voicemail Inbox seines Handys abhörte, fand er eine Benachrichtigung von Enterprise vor, dass er sich bitte umgehend melden solle und seinen Auftrag bestätigen möge.

So weit, so gut, weil ganz normal. Schließlich ändern die Leute in New Mexico ständig ihre Meinung, Absichten und Pläne.

Er rief also umgehend zurück und war baß erstaunt, lediglich mit einer automatischen Ansage verbunden zu werden, die dem Anrufer versicherte, Enterprise sei rund um die Uhr für dringende Fälle erreichbar. Man solle getrost eine Nachricht aufs Band sprechen und werde dann unverzüglich zurückgerufen. Die Ansage schloß dann allerdings mit der Aussage: Mailbox ist voll!

Davon ausgehend, dass irgendjemand bei Enterprise die Nachrichten abhören, löschen und somit Platz für neue Nachrichten schaffen würde, versuchte mein Mann am folgenden Tag mehrmals, Enterprise zu erreichen und die gewünschte Bestätigung seines Auftrages zu tätigen. Vergeblich! Jedes mal erhielt er dieselbe Ansage, die mit dem „Mailbox ist voll“ endete. Am Sonntag dann konnte er endlich eine Nachricht hinterlassen und bat um Rückruf. Der erfolgte nicht.

Um 7:30 Uhr des folgenden Montags fuhr mein Mann los, um sein Auto um acht bei der Werkstatt zu haben. Ich stand bei Fuß für den Fall, dass die Leihwagengeschichte vollends den Bach runtergehen würde und ich ihn abholen müßte.

Mit seinem Handy versuchte mein Mann alle fünf Minuten, jemanden bei Enterprise zu erreichen. Um 8:30 Uhr nahm endlich ein menschliches Wesen den Hörer ab, das ihm erklärte, dass man ihm den Wagen nicht bringen könne, da man nicht seine Kreditkartennummer habe. Warum das denn nicht gleich erfolgt sei, wollte mein Mann wissen. Er erhielt keine vernünftige Antwort. Nachdem die Nummer am anderen Ende der Leitung notiert war, versicherte die Stimme, dass ein Wagen zum vereinbarten Zeitpunkt verfügbar gemacht werde.

Um 12 Uhr tauchte dann endlich jemand mit dem Leihwagen auf. Von der Werkstatt erfuhr mein Mann, dass er noch Glück gehabt habe. Man erzählte ihm von einer Frau aus einem abgelegenen Ort an der mexikanischen Grenze, die bis abends um 19 Uhr auf ihren Leihwagen von Enterprise warten mußte! In der Julihitze und ohne auf öffentliche Verkehrsmittel zurückgreifen zu können, um vielleicht in einem Cafe sich die Zeit zu vertreiben, ist das fast lebensgefährlich. Die Werkstatt tat, was sie konnte, um die Frau mit Wasser und etwas Eßbarem zu versorgen.

Der schwarze Dodge Avenger, den man meinem Mann übergab, war schmutzig und fast ohne Benzin. Mein Mann schaffte es gerade noch, zur erstbesten Tankstelle zu kommen.

Die ganze Geschichte hätte hier zu einem halbwegs guten Ende kommen können. Weit gefehlt!

Am darauffolgenden Freitag war das Auto repariert und mein Mann ließ, wie mit Enterprise vereinbart, den Leihwagen einfach bei der Werkstatt stehen.
Am darauffolgenden Samstag erhielt er dann einen Anruf von Enterprise, der seinen Blutdruck in die Höhe trieb. Man habe Hundepfoten entdeckt und müsse ihm zusätzlich $75 für die Reinigung des Autos in Rechnung stellen!

Nun entspricht es der Wahrheit, dass unsere beiden kleinen Vierbeiner mit ihren sandigen Pfoten (mit was auch sonst?) ins Auto sprangen, um das neue Gefährt auszuschnüffeln. Dass eine entsprechende Klausel im Vertrag gestanden habe, die Hunden den „Zutritt“ untersagt, ist gelogen. Und $75 – also die Hälfte des Gesamtbetrages von $150 - für die Reinigung eines Autos zu berechnen, das uns dreckig übergeben wurde, ist ein starkes Stück!

Wie gesagt, dies ist kein Einzelfall. Derlei unprofessionelles Gebaren kann für Westeuropäer/innen, die es anders gewohnt sind, leicht zum Streßfaktor werden!

P.S. Unsere Internetnachforschungen ergaben, dass viele unzufriedene Kunden sich über Enterprise beschwert haben. Wenn Ihr hier also einen Leihwagen anmietet, sucht Euch eine andere Firma aus.