Montag, 28. Dezember 2009

Das Mädchen mit den . . .

. . . Schwefelhölzern von Hans Christian Andersen ist eines meiner Lieblingsmärchen.

Ihr erinnert Euch wahrscheinlich, dass es hier um ein kleines Mädchen geht, dass alle seine Streichhölzer anzündet, um sich in einer bitter kalten Neujahrsnacht zu wärmen.

Wenn Ihr Eure Englsichkenntnisse ausprobieren wollt, hört Euch die englische Fassung an!

Freitag, 18. Dezember 2009

Weihnachten in der Hochwüste

Stell Dir vor, es ist Weihnachten und Du mußt ohne all das auskommen, was diese Jahreszeit so festlich und eben "weihnachtlich" macht:

Es gibt kein Marzipan, kein Nougat, kein Speculatius, kein Lebkuchen, kein Spritzgebäck, keine schokoladengefüllten Adventskalender, keinen Glühwein, keinen Weihnachtsmarkt, keine Adventskränze, keine festliche Gestaltung der Schaufenster, keine Christbäume (auch keine in den Straßen), keine Krippenszene in der Fußgängerzone, keine Straßenmusikanten, die Weihnachtslieder spielen, keinen Nikolaustag und keinen zweiten Weihnachtstag. Es ist noch nicht einmal kalt.

Was bleibt?

Bei Wal-Mart, dem einzigen größeren Geschäft in Deming, gibt es die üblichen "Cookies," die nur nach einem schmecken, nämlich Zucker. Zur Weihnachtszeit allerdings sind die nicht nur rund, sondern kommen als Nikoläuse oder grünem Tannenbaum daher. (Das Grün ist Zucker pur.) Sam's Club in Las Cruces, der nächstgelegenen Einkaufsstadt, verkauft um diese Zeit "European Chocolate" und Käsesorten - wie Gruyere oder Appenzeller -, die es sonst kaum gibt.

Die Christbäume sind natürlich aus Plastik. Die können nach Weihnachten dann zusammengeklappt und weggepackt werden. Diese Plastikdinger werden allerdings nicht erst zu Heilig Abend geschmückt, sondern beleuchten die Wohnzimmer schon ab Ende November oder spätestens in der zweiten Dezemberwoche.

Man kann auch seinen Vorgarten verzieren. Dafür steht einem ein Arsenal an aufblasbaren, mannsgroßen Plastikschneemännern zur Verfügung. Wer es gerne high-tech haben möchte, stellt sich Elche und Santa Claus auf einem Schlitten auf den Rasen (oder Sand), beleuchtet und mit beweglichen Köpfen, elektronisch betrieben.

Die Leuchterketten ums Haus und an den Dächern sehen wirklich schön aus. Ich habe mir sagen lassen, dass manche ein Vermögen in Form einer astronomisch hohen Stromrechnung für hunderte von Glühbirnen ausgeben.

Deming kann sich eine aufwendige Festbeleuchtung nicht leisten. Entlang der beiden Durchgangsstraßen sind Plastikkränze mit jeweils drei elektrischen Kerzen an die Straßenlampen befestigt.

Banken haben einen "Tag der offenen Tür." Jeder ist eingeladen, sich an den kostenlos bereitgestellten Leckerbissen zu laben und mit anderen ins Gespräch zu kommen. Das Heimatmuseum lädt an einem Sonntag zur Green Tea Party ein. Auf den liebevoll dekorierten Tischen im ganzen Museum stehen Kekse und andere Süßigkeiten bereit. Jemand spielt ein Harmonium oder singt bekannte Weihnachtslieder.

Die Erde ist braun, wie immer. Der Himmel ist strahlend blau, wie fast immer. Obwohl die Temperaturen nachts auf -5° runtergehen, tagsüber ist es mit 15° im nicht vorhandenen Schatten (also 20°, sobald man draußen ist) angenehm. Viele laufen kurzärmelig herum, da man ja sowieso nur vom Auto ins Geschäft geht, was - in Anbetracht der riesigen Parkplätze vor fast jedem Laden - keinen langen Aufenthalt in frischer Luft erforderlich macht.

Der Heilige Abend spielt nur eine sehr untergeordete Rolle. Santa Claus - nicht etwa das Christkind - kommt in der Nacht durch den nicht vorhandenen Schornstein runtergerutscht, füllt die für ihn bereit gehängten übergroßen Socken und legt die Geschenke unter den flackernden Baum. Der nächste Weihnachtsmorgen ist dann die Zeit der Bescherung.

Zwar sind die meisten Restaurants geschlossen, einige Fastfoodketten wie McDonald's sind aber geöffnet. Auch einige Geschäfte halten ihre Türen offen.

Am nächsten Tag kehrt alles wieder zur Normalität und zu "business as usual" zurück.

Nach acht Jahren in der Hochwüste (wir sind hier über 1000 Meter hoch) können wir uns zu keiner Weihnachtsstimmung mehr hinreißen lassen.

Mein Mann und ich werden die Vorbereitungen zu einem "Christmas dinner" im Hause eines sehr kranken Freundes übernehmen. Um seinen Tisch werden sich ein paar andere versammeln, die an diesem Tag sonst alleine wären.

Wie sehr auch die üblichen "Zutaten" zu einer festlichen Atmosphäre fehlen, die Sehnsucht nach menschlicher Wärme ist auch hier besonders zu dieser Jahreszeit vorhanden.


Hier ist ein Weihnachtslied, das ich sehr mag: O come, o come, Emanuel

Dienstag, 17. November 2009

Bitte nicht krank werden!

Krank werden oder - sein macht selten Spaß. Und hier im ländlichen Amerika im allgemeinen und an der mexikanischen Grenze im besonderen vergeht einem dann auch noch der letzte Rest von Humor, den man unter anderen - mehr städtischen - Umständen vielleicht noch aufgebracht hätte.

Wer keinen Hausarzt oder keine Hausärztin hat, muß sich wochenlang (oder gar monatelang) gedulden, bevor er einen Termin erhält. Und man muß oft stundenlange Autofahrten auf sich nehmen.

Mein Mann John wurde Ende August von seinem Agenarzt mit "Uveitis anterior," einer Entzündung seiner Iris, diagnostiziert. Da John früher mit dieser Gemeinschaftspraxis gute Erfahrungen gemacht hatte, ist er bereit, die dreistündige Fahrt nach Safford, das im benachbarten Bundesstaat Arizona liegt, auf sich zu nehmen.

Nun hätte er vielleicht einen Augenarzt in Las Cruces (nur eine Stunde über die Autobahn) finden können, allerdings bestimmt nicht in Deming!

Alamiert von dieser ernsten Diagnose (Uveitis ist die dritte Ursache für Blindheit in den USA) und von der Tatsache, dass John keinerlei Symptome hatte, wollte ich meine Augen untersuchen lassen. Nun hat man in Deming keine große Auswahl. Mit fast 18 000 Einwohnern ist es zwar eine der größeren Ortschaften in New Mexico, es gibt aber nur zwei Augenärzte. Einer davon hat einen sehr schlechten Ruf und scheint auch dauernd "out of town" zu sein, und der andere nimmt -wie ich erfahren mußte - bis März nächsten Jahres keine neuen Patienten an. Also auf nach Las Cruces, in die nächstgelegene größere Stadt! Ich mußte sechs (!) Wochen auf meinen Termin warten!

Zurück zu meinem Mann. Sein Augenarzt in Safford war so besorgt, dass er ihn von einem Spezialisten untersuchen lassen wollte. New Mexico, der Bundesstaat, in dem wir leben, hat keinen Arzt und keine Ärztin, der/die auf diese Augenentzündung spezialisiert wäre. Nun muß John mindestens einmal im Monat nach Tucson, das ebenfalls im benachbarten Bundesstaat Arizona liegt. Von Deming nach Tucson sind es fünf Stunden über die Autobahn.

Stelle Dir vor, Du wohnst in Mannheim und mußt zum Arzt nach Hannover!

Das war allerdings nicht der einzige unbequeme Umstand. (Fünf Stunden durch die Wüste zu gurken ist einfach total langweilig.) Die Uveitis-Spezialistin verschrieb John ein ganzes Sortiment an Augentropfen. So weit, so gut.

Was macht man mit einem Rezept? Man geht zur Apotheke und nimmt die verschriebenen Medikamente in Empfang, nicht wahr? Falsch!

Wir kommen nun zu anderen dicken Problemen für Ruheständler/innen, die sich getrauen, in den USA - und dann noch im ländlichen Teil - krank zu werden: Die Verbindung zwischen Krankenkassen und Apotheken und die Unwilligkeit von gestreßten Angestellten.

In Deming bekommt man seine Medikamente entweder bei Wal-Mart, einer Supermarktkette, oder bei Medicine Shoppe, einer Apothekenkette. Nun wäre Medicine Shoppe die weitaus bessere Wahl gewesen. Die Atmosphäre ist freundlicher und das Personal ist besser ausgebildet. John traute allerdings kaum seinen Ohren, als man ihm dort sagte, dass Medicine Shoppe in Deming nicht mit Johns Krankenversicherung abrechnet!

Stelle Dir vor, Du gehst zur Marktapotheke und man teilt Dir mit, dass Du keine Medikamente von denen bekommst, weil Du bei der DAK versichert bist! Du gehst dann los und klapperst andere Apotheken in der Hoffnung ab, eine zu finden, die mit der DAK Geschäfte macht!

John mußte also zu Wal-Mart. Und die Angestellten dort taten alles in ihrer Macht stehende, um ihren schlechten Ruf zu stärken. Er hatte ein Rezept für vier verschiedene Augentropfen. Obwohl sich alle Medikamente auf den Regalen befanden, teilte man ihm mit, dass er in zwei Stunden wieder kommen solle. Als er sich vier Stunden später wieder meldete, waren seine Medikamente immer noch nicht fertig. Nach einer weiteren Stunde in der Schlange konnte er endlich zwei von den vier Augentropfen in Empfang nehmen. Man teilte ihm mit, dass die anderen - von einem Assistenzarzt unterschriebenene - Rezepte nicht akzeptieren werden können.

Nun ging es hier um dringend benötigte Tropfen gegen einen gefährlich hohen Augeninnendruck! Völlig entnervt ließ sich John die Telefonnummer der Apothekenabteilung bei Wal-Mart geben und rief dann die Praxis der Spezialistin in Tucson an, mit der Bitte um Klarstellung.

Einen geschlagenen Tag später meldete sich die Tucson-Praxis, allerdings nicht bei Wal-Mart, sondern bei meinem Mann. Man habe versucht, den Apotheker bei Wal-Mart zu erreichen, allerdings sei die angebene Telefonnummer falsch!

Nun stieg John aus allzu verständlichen Gründen der Kamm. Er eilte zurück zu Wal-Mart, um dort Dampf abzulassen. Die Angestellte dort hatte dann die Dreistigkeit (oder einfach die Dummheit) zu behaupten, die Nummer, die sie John am Vortage angegeben hatte, sei richtig. "Mit dieser Nummer läutet hier das Telefon!" Nun tat John das einzige, was er tun konnte. In ihrem Beisein wählte er genau diese Telefonnummer, hielt ihr sein Handy hin und überließ es ihr, dem endlosen Läuten an dem wer-weiß-wo anderen Ende zu zu hören. In der Apothekenabteilung läutete nämlich kein Telefon! Nun bot John ihr an, sofort und direkt mit der Praxis in Tucson zu sprechen, hatte er doch deren Nummer im Handy eingespeichert. Das aber wurde mit dem Hinweis auf mögliche Keime an seinem Telefon abgelehnt!

Der nächste Gefechtszug bestand darin, dass die Wal-Mart - Angestellte auf der Faxnummer der Spezialistin in Tucson bestand. Mit sicherlich erhöhtem Blutdruck fuhr John also wieder die 25 Meilen (40 km) nach Hause, dann 25 Meilen zurück zu Wal-Mart, um die erwünschte Nummer abzuliefern. Der arme Kerl mußte dann noch einmal fast zwei Stunden warten, bevor die Tucson -Praxis der Apothenabteilung bei Wal-Mart die Ermächtigung zurückfaxte, John die dringend benötigten Augentropfen auszuhändigen!

Ich könnte hier noch für Stunden am PC sitzen und ähnliche Horrorgeschichten berichten: Von einem Freund, der beinahe starb, weil ihm von der Wal-Mart - Apotheke lebenswichtige Medikamente verweigert wurden; von einer Freundin, die als Apothekerin arbeitet und unter dem Druck, täglich über 300 Rezepte füllen zu müssen, beinahe zusammenbrach; von Fernsehberichten, die den lebensgefährlichen Fehlern von Apothekern, die unter einem solchen Druck arbeiten, nachgehen.

Aber genug für heute.

Freitag, 23. Oktober 2009

Wohnst du auf der Südseite oder . . .

. . . auf der Nordseite der Straße?

Es ist schon erstaunlich, wie genau man sich hier mit den Himmelsrichtungen auskennt.

Stell Dir vor, daß Du von Tucson nach Deming kommst. Du nimmst die erste Ausfahrt, die Dich in die Stadt führt. Du hast auf der letzten Raststelle einen Brief geschrieben und willst den nun bei der Post aufgeben. Du hälst an der ersten Tankstelle und fragst nach dem Weg.

Aller Wahrscheinlichkeit nach wirst Du etwa folgendes hören: "Fahren Sie weiter nach Osten bis zur ersten Ampel. Dort biegen Sie auf die Gold Street nach Süden ab und fahren bis zur nächsten Ampel. Dort biegen Sie auf die Spruce Street nach Westen. Zwei Straßenzüge weiter sehen Sie dann das Postamt auf der Nordseite der Straße."

Würde Dir das helfen? Oder wärst Du völlig durcheinander, weil es an der Orientierung mit den vier Himmelsrichtungen hapert?

Zunächst dachte ich, dass die genaue Kenntnis des Aufenthalts im Koordinatenkreuz typisch für den Südwesten ist. Dann aber sah ich ein Fernsehprogramm über Polizeiarbeit in verschiedenen Städten der USA. In der Episode über Indianapolis, einer Metropole im Nordteil des Landes, ging es um einen Typen, der sich auf der Straße an einen Teenager herangemacht hatte. Der zur Stelle gerufene Polizeibeamte befragte das Mädchen mit folgenden Worten: "Verstehe ich das richtig, dass der Typ nach Norden ging, die Straße überquerte, dann seinen Weg in umgekehrter Richtung - also nach Süden fortsetzte und auf dich zutrat?"

Ich muß gestehen, dass mir nach acht Jahren in den USA "rechts" und "links" immer noch lieber sind.
Zwar weiß ich genau, dass wir auf der Ostseite unserer Straße wohnen und dass Deming westlich von hier liegt; wenn ich aber nach dem Weg frage und eine Ost - West - Nord - Süd-Beschreibung runtergerasselt bekomme, frage ich meistens nach: "Das Haus liegt also auf der linken Seite, ja?"

Nun befinden sich die Straßen hier in den meisten Städten und Ortschaften eher schachbrettartig entweder auf der Nord -Süd- oder auf der Ost - West - Achse. Straßen von Südwest nach Nordost z.B. findet man selten. Ganz zu schweigen von solchen krummen Dingern, die erst süd-nördlich verlaufen und dann die Richtung verändern!

Und wo wohnst Du?
Auf der Südwestecke von der Beethoven- und der Mozartstraße? Oder dort, wo sich Deine Straße vom Nordwesten zum Süd Südwesten dreht?

P.S. Heute sollen es um die 29° im nicht vorhandenen Schatten werden. Und das Ende Oktober!


Donnerstag, 10. September 2009

Vorgestern abend um 19:45 . . .

. . verstarb mein über alles geliebter Hund Ben.
Nur Hundeliebhaber werden meinen Schmerz und meine Trauer nachvollziehen können.

Es war um die Mittagszeit herum - mein Mann und ich waren draußen, um etwas an seinem Lastwagen zu reparieren - als die Hunde alamierend bellten. Als ich aus dem Lastauto herausgeklettert war, vernahm ich das unüberhörbare Rasseln einer Klapperschlange. Es dauerte nicht lange und wir hatten die Schlange ins Jenseits befördert. (Mittlerweile haben wir darin ja Übung!) Wir dachten, dass damit die Sache erledigt sei.

Zur Essenszeit, eine halbe Stunde später, wollte Ben nichts zu sich nehmen. Er stand in der offenen Tür und starrte nach draußen. Alamiert untersuchte ich ihn und sah mit Entsetzen, dass sein Kinn fürchterlich angeschwollen war. Außerdem waren die drei roten, unheilverkündenden Punkte unübersehbar.

Um 13 Uhr war er bei der Tierärztin. Da er keine weiteren Schmerzen hatte und vor ein paar Wochen gegen das Gift von Klapperschlangen geimpft worden war, waren wir alle nicht sonderlich besorgt. Die Ärtztin bat uns, Ben zur Beobachtung in der Praxis zu lassen und war sicher, dass wir ihn am Abend mit nach Hause nehmen könnten.

Kurz vor Praxisschluß holte dann mein Mann Ben ab. Sein Bluttest hatte nichts Besorgniserregendes angezeigt und die Schwellung war zurückgegangen. Um 18:30 waren beide wieder zu Hause.

Ben sprang so gut es eben ging aus dem Lastauto und kletterte die Stufen zum Haus hoch. Er legte sich unter meines Mannes Stuhl, einer seiner Lieblingsstellen. Ich beobachtete ihn mit einer dunklen Vorahnung. Seine Zunge war teilweise heraus und er atmete schwer. Mein Mann versicherte, dass das auf die Medikamente zurückzuführen sei. Ich war nicht überzeugt.

Als Ben dann versuchte, zu seiner Wasserschüssel zu gelangen, dabei alle zwei Schritte zusammenbrach, war ich alamiert. Ich benetzte seine Schnauze mit Wasser und wenige Minuten später begann die stoßhafte Atmung, die ich von sterbenden Patienten her kannte.

Ich rief meine Freundin an, die bei unserer Tierärztin als Assistentin arbeitet, und sie wiederum alamierte die Ärztin. Beide wollten uns eine halbe Stunde später in der Praxis treffen. Ich rannte aus dem Haus, um mein Büro (das sich neben dem Haus befindet) abzuschließen. Da hörte ich schon wieder ein lautes Rasseln. Mein ganze Wut auf diese Kreatur machte sich Luft. "Das darf doch nicht wahr sein!" schrie ich auf Deutsch. Mein Mann kam heraus und bewaffnete sich sofort mit einer Schaufel. Mittlerweile aber dunkelte es. Wir hörten die Schlange und wußten, dass sie bedrohlich nah war, konnten sie aber nicht sehen. Eine ungute Situation!

Ich überließ ihm die Schlange, wollte ich doch bei Ben sein. Als ich allerdings wieder ins Haus getreten war, hatte er schon zu atmen aufgehört. Ich setzte mich neben ihm auf den Boden und heulte Rotz und Wasser. Ich hatte Zeit.

Es war eine groteske Situation. Ich heulte neben Ben, was das Zeug hielt, mein Mann war draußen, traute sich wegen der Schlange unter den Stufen nicht rein und wartete auf unsere Nachbarn, die er angerufen und um Hilfe gebeten hatte. Bis die da waren (sie wohnen 1,5 km entfernt!) und in der Dunkelheit das Vieh aufgespürt und getötet hatten, verging gut eine weitere halbe Stunde.

Gestern morgen brachten wir seinen Körper zur Arztpraxis, um ihn einäschern zu lassen. Die Ärztin zeigte sehr viel Mitgefühl und erklärte, dass das Gift wahrscheinlich in sein Blutbahn gelangt war. Dagegen sei jegliche Schutzimpfung machtlos.

Wir verbrachten den Rest des Tages mit den anderen beiden Hunden in der Gila Wildernis. Ich nahm unsere verbleibenden Viebeiner auf den Railroad Canyon Trail, den Ben so sehr liebte. Dieser Wanderweg führt nicht nur an einem Bach entlang, sondern man muß diesen Bach auch x-mal überqueren. Das Murmeln des Wassers war unendlich beruhigend.

Ben war mein erster Hund. Wir hatten ihn für fast acht Jahre. Er hatte viele Eigenheiten, die ich an ihm sehr mochte. Eine, die ich weniger mochte, war, dass er meine Schuhe mit sich nahm, wo auch immer er hinlief. Wie oft mußte ich meine Hausschuhe suchen! Und wie gerne würde ich jetzt wieder auf die Schuhsuche gehen!

Wir hatten eine sehr enge Beziehung. Ich wußte, dass er hier nicht glücklich war. Manchmal hielten wir Zwiesprache. Ich hielt ihn dann an mich gedrückt und versprach ihm eine neues Zuhause mit viel Grün, Wasser und Bäumen. Es tut mir in der Seele weh, dass ich dieses Versprechen nicht halten konnte.

Samstag, 29. August 2009

Alein auf weiter Flur

Die Weite der Landschaft verschlägt mir immer noch die Sprache.

Abends, wenn die Temperaturen erträglicher werden, gehe ich gerne mit Mann und den drei Hunden aus dem Haus - zum Spazierenfahren und - gehen. In der Leere der Hochwüste rennen sich unsere Vierbeiner dann übermütig fast das Herz aus dem Leibe, jagen jedem Kaninchen hinterher, das sie erspähen können, und wenn keines in Sicht ist, jagen sie einander.

Es ist eine Freude, ihnen dabei zuzuschauen. Bei diesen Spaziergängen bleibe ich manchmal stehen, um mich einfach an der Landschaft satt zu sehen oder um in die Stille zu lauschen.

New Mexico, mein neues Zuhause, ist so groß wie Deutschland ohne Niedersachen. Während sich dort 82 Millionen Menschen tummeln, sind es in New Mexico dagegen noch nicht einmal 2 Millionen. Statistisch gesehen teilen sich in Deutschland 230 Einwohner einen Quadratkilometer; hier leben 2.6 Einwohner per Quadratkilometer. Manche Gegenden - wie z.B. die Gila Wildernis - sind sogar noch fast unberührt.


Das Foto hier habe ich gestern abend aufgenommen. Die Bergkette ist östlich von uns und mindestens 50 km entfernt. Dazwischen gibt es keine Stadt, kein Dorf oder irgendeine andere Ansammlung von Häusern.

Unabhängig davon, welche Himmelsrichtung man einschlägt, es dauert von Deming aus eine Stunde entweder über die Autobahn oder über die Bundesstraße, bevor man in eine andere Ortschaft gelangt: Im Osten liegt Las Cruces, im Norden Silver City, im Westen Lordsburg. Eine Ausnahme stellt die südliche Himmelsrichtung dar: Da dauert es nur eine halbe Stunde, um nach Palomas zu kommen. Das allerdings gehört dann schon zu Mexiko.

Die einzige Autobahn, die an Deming vorbeiführt, ist die I 10. ("I" steht für "Interstate," der amerikanische Ausdruck für "Autobahn.") Die verläuft längs der Ost -West -Achse. Die nächste Autobahn parallel dazu ist die I 40. Die liegt aber 350 nördlich davon! Dazwischen gibt es lediglich ein paar abgelegene Bundesstraßen. Man stelle sich vor, dass die nächste zur A 8 parallel verlaufende Autobahn (Karlsruhe - München) die A 2 wäre (Gesenkirchen - Magdeburg). Und dazwischen gäbe es nur ein paar Bundeststraßen!

Die nächstgelegene - und einzige! - Nord-Süd-Autobahn in New Mexico ist die I 25, die in Las Cruces beginnt und bis rauf nach Wyoming geht. Die nächste Nord-Süd-Autobahn liegt dann im benachbarten Bundesstaat Arizona und ist wieder 350 km entfernt.

Die Weite, in der ich mich so wohl fühle, hat natürlich auch Nachteile und ist für manche gewöhnungsbedürftig. Mal eben ins Auto springen und wie an der Weinstrasse innerhalb von 20 Minuten in der Sauna der benachbarten Kleinstadt sein, anschließend zum Bier im Gartenlokal des Nachbardorfes - geht nicht.

Ich vermisse das.
Und ich bin gerne in der Wüste.
Man kann wirklich nicht alles haben!

Donnerstag, 13. August 2009

Ist es wirklich jeder zweite . . .

. . der zu viele Pfunde mit sich herumschleppt? Oder sind es sogar mehr?

Die Zahlen sind je nach Bundesstaat und ethnischer Herkunft verschieden. So gibt es mehr Dicke in den Südstaaten als in den Neuenglandstaaten und in den Bundesstaaten im Nordwesten. Schwarze und Hispanics sind im Durchschnitt dicker als Weiße.

Laut Wikipedia sind z. B. über 65% der Menschen in Alabama übergewichtig, dagegen "nur" 56,9% der Leute in Vermont.

Nun muß man darüber hinaus zwischen "übergewichtig" (overweight) und "fettleibig" (obese) unterscheiden. Die oben genannten Zahlen beziehen sich auf "Übergewichige," nicht auf "Fettleibige." Als "obese" gilt jeder, dessen BMI (body mass index) 30 oder höher ist.

Das Center for Disease Control and Prevention führt auf seiner Webseite (www.cdc.gov/obesity/defining.html) das folgende Beispiel an: Wenn jemand mit 1.75 m 91,5 kg wiegt, gilt er gerade noch als "übergewichtig." Jedes zusätzliche Pfund katapultiert diese Person dann in die Kategorie der Fettleibigkeit.

Nun werden die Zahlen wirklich erschreckend: Alabama hat nun nicht nur die eben erwähnten 65% Übergewichtigen, sondern auch 31% Fettleibige.

Nun weiß ich allerdings nicht, ob von den 65% Dicken 31% so dick sind, dass sie auch in die Kategorie Fettleibigkeit fallen, oder ob zusätzlich zu den 65% Dicken 31% fettleibig sind. Das würde nämlich bedeuten, dass in Alabama 96% der Menschen (viel) zu schwer sind.

Ich gehe mal davon aus, dass meine erste Zahleninterpretation der Fall ist. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass wirklch jeder/jede in Alabama zu dick ist. 65% Übergewicht - einschließlich 31% Fettleibigkeit - unter der Bevölkerung ist schlimm genug!

Eine Studie von Daniel J. DeNoon zeigt auf, dass Fettleibigkeit die USA jährlich 147 Billionen Dollar kostet. "The medical costs attributable to obesity are almost entirely a result of costs generated from treating the diseases obesity promotes," lead study author Eric A. Finkelstein, PhD, director of North Carolina's RTI Public Health Economics Program, says in a news release.

Oder auf Deutsch: "Die Arztkosten, die auf Fettleibigkeit zurückzuführen sind, sind fast völlig das Resultat von Behandlungskosten für Krankheiten, die durch Fettleibigkeit entstehen."
Das sind nämlich Diabetes, Herzkrankheiten, Krebs und Schlaganfälle.

Mehr dazu bei wedMD. Klicke auf den folgenden Link: http://tinyurl.com/mo2chm!
Dort lese ich auch, dass 17% der Kinder schon fettleibig - nicht einfach übergewichtig! - sind!

Wie kommt das?
Hier sind meine eigenen Beobachtungen aus Deming und Umgebung:
  • Stress:
    Abgesehen von älteren Hispanics, die stundenlang vor ihrem Haus sitzen können, kennen die Menschen hier keine Muße. Nun ist zwar das Tempo, mit dem man sich auf den Straßen in Mannhein oder auch in Grünstadt (wo ich vor meiner Auswanderung wohnte) bewegt, schneller. Die Arbeitswoche hier in den USA ist allerdings länger, und die quantitativen Anforderungen am Arbeitsplatz sind höher. Man arbeitet länger und mehr unter oft - für europäische Verhältnisse - unzumutbaren Bedingungen.
    Zeitknappheit ist überall Thema. In der wenigen freien Zeit weiß man dann nichts mit sich anzufangen.

    Und Deming bietet nicht viel zum Ausspannen.

    Es gibt keinerlei öffentliche Plätze zum Verweilen. Keinen Teich mit Enten, keine nennenswerte Parkanlage mit schattenspendenden Bäumen, keine Fußgängerzone mit Eisdielen oder Cafes und keine Bänke, auf die man sich setzen könnte. Zwar gibt es ein paar davon in der Innenstadt, aber keiner setzt sich da natürlich in der Gluthitze hin und verbrennt sich seinen Allerwertesten.
  • Armut:
    Die Zahl der Arbeitslosen in Deming ist mit um die 16% überdurchschnittlich hoch, über 30% der Menschen hier leben an oder unter der offiziellen Armutsgrenze, und es ist anzunehmen, dass viele von ihnen von der Wohlfahrt leben. Viele hätten also Zeit für Muße. Geldmangel ist allerdings, wie jeder sich vorstellen kann, ein ganz gewaltiger Streßfaktor.

    Streß in jeglicher Form - arbeitsbedingt und armutsbedingt - führt zu vermehrter Nahrungsaufnahme als ein Weg der Stressbewältigung.

    Und Geldmangel führt zum Konsum von billigen, aber minderwertigen Lebensmitteln.
  • Schlechte Ernährung:
    Die meisten Lebensmittel, die man bei Wal-Mart (einem der beiden Lebensmittelgeschäfte in Deming) erstehen kann, sind schlicht Schund. Da findet man meterlange Regale mit verschiedenen Sorten von Chips, Knabberzeug, Snacks, Frühstücksflocken, Pudding u.ä. Dann gibt es zig Gefrierschränke mit Fertiggerichten wie Pizza, Lasagne, Fleisch und was weiß ich noch nicht alles. (Ich kaufe das Zeug nicht.) Auf der gegenüberliegenden Seite des Ganges dann ebenso viele Gefrierschränke mit Eiscreme und anderem Süßen.

    Obst und Gemüse dagegen sind teuer.

    Die Schundlebensmittel enthalten zwei Komponenten, die dick machen: Zucker und Fett. Es gibt z.B. auch kein Brot, das keinen Zucker beinhaltete!

    In Deming gibt es kaum etwas anderes zu tun, als Essen zu gehen. Und wer was auf die Schnelle und nicht viel Geld ausgeben will (oder kann), geht ins Fastfoodrestaurant. Davon hat Deming viele. Und die Gerichte haben es in sich, nämlich Fett und Zucker. Mit einem "Burger" und einem "Soda" kommt man ganz schnell auf über 1000 Kalorien!

    Ich erinnere mich an den einzigen "Smoothie," den ich mir jeh in der Cafeteria des Krankenhauses (sic!) in Yuma bestellte. Als die Dame hinter der Theke eine riesige Schokoadeneiscremekugel nach der anderen in den Behälter stopfte, fragte ich sie, ob sie wisse, wie viele Kalorien das fertige Getränk haben wird. Nein, das wisse sie nicht, aber sie könne nachschauen. Sie öffnete eine Schublade, zog eine Liste hervor, fand das Getränk, schaute auf mich, dann wieder auf die Liste und fragte: "Wollen Sie das wirklich wissen?" "Ja," antwortete ich beherzt. "1475 Kalorien." Ich schwieg entsetzt. "Möchten Sie Schlagsahne dazu," fragte sie dann noch. Ich lehnte dankend ab und setzte den Becher sorgfältig, als handelte sich um eine Bombe, auf einen Tisch. Ich rechnete mir aus, wieviele Kalorien ich mit jedem Schluck zu mir nähme, trank ein Viertel, und gab den Rest den Grünen Damen. Die waren durch den Grund meiner Großzügigkeit nicht im Mindesten abgeschreckt!
    Und ich sah ständig Leute mit einem solchen fett- und zuckergeladenem Getränk herumlaufen!
  • Und dann noch diese Hitze:
    Bei 39° im nicht vorhandenen Schatten bewegt man sich nicht. Ab morgens um 10 Uhr ist es zu heiß. Man läuft nicht. Alles ist zu weit entfernt, die Straßen haben keine Bäume, und das Laufen ist fast gefährlich. Ich bin mehr als einmal fast aus den Latschen gekippt, weil ich nicht genug Wasser zur mir genommen hatte und mein Körper ausgetrocknet war.
    (Man schwimmt auch nicht. Es gibt keinen See und das lokale Schwimmbad hat nur ein kleines Becken, das mit Teenagern bevölkert ist.)

    In der Hitze verliert man den Bezug zum Körper. Man kann die Signale nicht richtig deuten und weiß nicht, ob man hungrig ist, etwas Salziges braucht oder ob man durstig ist. Oft ißt man etwas, obwohl der Körper eigentlich Wasser bräuchte.

    Die Hitze macht schlapp, lustlos, müde, manche sogar depressiv. Man versucht, mit Essen wieder zu Kräften zu kommen. Das aber macht alles nur noch schlimmer. Nun muß der Körper nicht nur seinen Wasserhaushalt regulieren, sondern auch Nahrungsmittel verdauen, die er nicht braucht.

Es geht natürlich auch anders. Ich z.B. bin froh, dass ich in den acht Jahren, die ich hier bin, nur zwei Kilogramm zugenommen habe. (Bin natürlich auch acht Jahre älter!) Das Gewichthalten kostet hier allerdings mehr Disziplin.

Samstag, 25. Juli 2009

Nach Mexiko zum Zahnarzt

Nach 33 Jahren war es letzte Woche mal wieder soweit: Einer meiner Zähne mußte gezogen werden. Dazu noch ein Weisheitszahn!

Nun habe ich - wie über 40 Millionen Amerikaner/innen -keine Krankenversicherung. Und selbst wer sich glücklich schätzt, eine solche zu besitzen, ist meistens für Zahnarzt- und Augenarztbehandlungen nicht abgedeckt. Dafür müssen nämlich monatliche Beiträge extra geleistet werden oder - man zahlt eben die Behandlungen aus eigener Tasche.

Was macht man nun in einer solchen Situation? Man geht nach Mexiko zum Zahnarzt!

Von der Innenstadt Demings ist es über die Bundesstraße 11 nur eine halbe Stunde bis Palomas, einer Kleinstadt jenseits der Grenze. Dort haben sich um die zehn clevere Zahnärzte und Zahnärztinnen, die um die Misere des amerikanischen Gesundheitswesens wissen, niedergelassen und erfreuen sich an vollen Praxen!

Und das mit Recht!

Nun war ich nicht zum ersten mal "drüben," um meine Zähne behandeln zu lassen. Und auch dieses mal, in Erwartung einer schmerzhaften Angelegenheit und dementsprechend nervös, war ich angenehm überrascht. Die Praxis war - wie immer - absolut sauber, das Personal von einer unverfälschten - und nicht aufgesetzten - Freundlichkeit und die Ärztin von einer warmen Professionalität. Sie hörte zu, erklärte viel, zeigte mir Möglichkeiten auf, wir scherzten und dann machte sie sich an die Arbeit.

Einer meiner Freundinnen, mit der ich vor vielen Jahren meine Auswanderungspläne besprach, hatte mich gewarnt. Sie hatte mal für ein paar Jahre in den USA gelebt und von der Gewohnheit mancher Amis, zum Zahnarzt nach Mexiko zu gehen, gehört. "Aber du wirst dich doch wohl nicht mexikanischen Zahnärzten anvertrauen!" hatte sie mir eingeschärft.

Genau das aber tue ich seit Jahren und fühle mich jedes mal sehr gut aufgehoben!

Mein erster Zahnarztbesuch jenseits der Grenze war in Algodones. Das liegt südwestlich von Yuma (Arizona), wo ich damals arbeitete. Damals hatte ich eine für amerikanische Verhältnisse ausgezeichnete Krankenversicherung, die sogar Zahnarztbehandlungen einschloß. Als ich mal dringend einen Zahnarzt brauchte, wählte ich mir fast den Finger wund, um eine Praxis ausfindig zu machen, die mir einen Termin anbieten konnte, der früher als zehn Tage später war!! Umsonst!
Mein Mann schlug eine Zahnärztin in Algodones vor. Als sie hörte, dass ich Schmerzen hatte, gab sie mir nicht nur einen Termin für den nächsten Tag (einen Samstag), sondern sie fuhr extra von ihrem Wohnort zu ihrer Praxis an ihrem sonst freien Tag!

Vor ein paar Tagen nun gehe ich wieder zu "Dr. Karla" nach Palomas. (So läßt sie sich von ihren amerikanischen Patienten anreden, da die meisten - mit Fremdsprachen eh auf Kriegsfuß - ihren Nachnamen nicht aussprechen können.) Ich will wissen, ob die Heilung meiner Zahnlücke ihren gerechten Gang geht. Außerdem will ich mit ihr mein "internes Granulom" diskutieren. Ich will wissen, ob ich an der Wurzel einer meiner Vorderzähne wirklich noch eine verkapselte Entzündlung habe, wie vor 33 Jahren diagnostizierte wurde.

Dr Karla steht auf, kramt in ihren Unterlagen und kommt mit einer Röntgenaufnahme zurück, die in ihrer Praxis vor drei Jahren gemacht wurde. Sie beginnt ihre Ausführungen mit der Aussage, dass sie sich über die schlampige Arbeit des deutschen Zahnarztes gewundert habe. Sie habe von deutschen Kollegen eigentlich mehr erwartet! Ich erfahre, dass die Wurzelbehandlung fehlerhaft durchgeführt wurde, dass sie aber keinerlei Anzeichen eines Entzündungsherdes ausmachen kann, und sie empfiehlt, den Zahn in Ruhe zu lassen, da ich ja keine Schmerzen habe. Und ja, alles heilt, wie es soll! Falls ich aber Fragen habe oder wirklich Schmerzen haben sollte, könne ich sie jederzeit anrufen.

Ich bin beeindruckt.

Auf der Heimfahrt erzählt mir mein Mann, dass er sich im Warteraum mit einer Frau unterhalten habe, deren Mann bei Dr. Karlas Ehemann (mit dem Dr. Karla sich die Praxis teilt) auf dem Behandlungsstuhl saß. Dieser (amerikanische) Patient nun ist ein gut verdienender Urologe mit einem Haus in Florida und einem anderen in Tucson!

Im Internet erfahre ich, dass die Zahnärzte in den mexikanischen Grenzstädten - und anderswo im Land - eine ausgezeichnete Ausbildung haben. Und überhaupt: Wer nach Mexiko ziehen und dort arbeiten will, sollte lieber daheim bleiben, falls er/sie in Erwägung zieht, einem hochqualifiziertem Beruf nachzugehen. Die brauchen dort nämlich keine ausländischen Ärzte, Psychologen oder Krankenschwestern! Die haben genug hochausgebildete eigene Leute!

Übrigens hat Dr. Karla für meinen zweiten Besuch keinen Peso verlangt. Ihre Begründung: "Sie haben eine so lange Anfahrtszeit!" Das Ziehen des Weisheitszahns kostete schlappe $70.

Montag, 13. Juli 2009

Die Angst vor dem anderen

Seit letzter Woche habe ich ein Auto mit Allradantrieb. Es schluckt zwar mehr Benzin als andere Autos, aber ich will schon seit Jahren u.a. die Florida Mountains und Skeleton Canyon erforschen. Und dahin kommt man eben nur mit einem Allradauto.

Während eines kürzlichen Kaffeeklatschs warnte mich meine Bekannte Constance eindringlich vor den Campingplätzen hier in der Gegend.

Nun gibt es weder in den Florida Mountains noch in Skeleton Canyon Campingplätze. Diese rauhen Gegenden sind so abgelegen wie in den Tagen, als die Apachen sich nicht anders zu helfen wußten, als Postkutschenreisenden aufzulauern und ins Jensseits zu befördern. Es gibt keine Straße, und keiner wohnt da.

Dennoch höre ich mir geduldig Contances Schilderung von einer "gefährlichen Begegnung" an: Sie war mit ihrem Freund in einem Wohnwagen auf einem abgelegenen Stellplatz im Wald. Es waren noch ein paar andere Camper da, u.a. einige offensichtlich Drogenabhängige. Einer von ihnen kam eines Tages auf ihren Wohnwagen zu. Constance - allein "zu Hause" - (ihr Freund war auf einem Spaziergang) ahnte nichts gutes. Der Typ, so erzählte sie, klopfte an die Tür und forderte etwas zu trinken und zu essen. Constance gab ihm, was er wollte, und er verschwand. Wenig später - der Freund war mittlerweile zurück - kam er wieder, klopfte diesmal wohl etwas lauter als notwendig an die Tür und forderte Heftpfalster.

Nun habe ich die Einzelheiten nicht mehr im Kopf, aber ihrer Schilderung nach kam dieser Drogenabhängige etliche Male zu ihrem Wohnwagen, um zu reden, zu schimpfen oder einfach, um etwas zu bekommen. Constance und ihr Freund fühlten sich bedroht.

Am nächsten Tag kamen die Freunde des jungen Mannes und versicherten meiner Bekannten, dass er harmlos sei und sie würden dafür Sorge tragen, dass er sie nicht mehr belästigte. Offensichtlich waren sie nicht sehr erfolgreich, da - gemäß Constance - er am nächsten Tag wieder da war und nicht zu überreden war, sie in Ruhe zu lassen. Die Wortwechsel wurden wohl etwas heftiger. Constance erzählte, dass sie sich gezwungen fühlte, ihm ihre Pistole zu zeigen.

Ich dachte, ich hätte mich verhört. Diese schüchterne, kränkliche Constance hat eine Knarre?!

Jedenfalls verbrachte sie die folgende Nacht am Tisch sitzend und mit ihrem entsicherten Schießeisen auf dem Tisch. Ihr Freund schlief seelenruhig. "Wenn der Typ in den Wohnwagen eingedrungen wäre, hätte ich von meiner Waffe Gebrauch gemacht," endete sie ihre Schilderung.

Nun will ich ihr nicht absprechen, dass sie sich bedroht fühlte. Viellecht wäre es mir ähnlich ergangen. Woran ich mich aber nicht gewöhnen kann ist die Art, wie die Menschen hier mit Bedrohungen umgehen: Sie ziehen ihre Knarre und halten das für ein Gott-gegebenes Recht.

Nach meiner Einwanderung absolvierte ich ein einjähriges Seelsorgepraktikum am Krankenhaus in Yuma, Arizona. Ich erinnere mich lebhaft an eine hitzige Diskussion bei Tisch, während der zwei der männlichen Kollegen aufs hefigste den Standpunkt vertraten, dass ich das Recht hätte, denjenigen zu erschießen, der in mein Haus eindringt. Ich kam aus dem Staunen nicht heraus! Das waren Pfarrer (die offensichtlich noch nie etwas von der Bergpredigt gehört hatten) und sie waren "natürlich" im Besitz von mehreren Schußwaffen.

Dass das kein grotesker Einzelfall von entgleisten Seelsorgern war, lernte ich recht schnell kennen, als wir dann nach Deming zogen. Zwei Stunden nördlich von hier beginnt ein Bezirk, in dem es Pflicht ist, dass der Haushaltsvorstand eine Waffe hat! Als wir Freunde meines Mannes in Daitl, das in besagtem Catron County liegt, besuchten, fiel mir der Revolver ins Auge, der aus einer Tasche des Sofabezugs herausragte. Der "Haushaltsvorstand" veruchte, mich von der Notwendigkeit dieser Regelung zu überzeugen und wies darauf hin, dass es im ganzen Bezirk so wenige Polizeibeamte gäbe, so dass man gewisse Dinge einfach selbst in die Hand nehmen müsse.

Meine Wanderpartnerinnen Laura und Inez gehen nicht aus dem Haus ohne eine geladene Pistole im Handschuhfach. Beider Ehemänner sind so ängstlich, dass ihren Frauen etwas zustößt, dass sie darauf bestehen, dass Laura und Inez die Knarre im Rucksack mit sich führen! (Das aber geht meinen Freundinnen dann doch zu weit, und sie lassen ihre Waffe im Auto.) Vor kurzem gesellte sich Sherry zu uns. "Hast Du eine Waffe dabei?" fragte ich sie. Ihre Antwort, dann schon fast wie erwartet: "Ja, natürlich."

Als ich letztes Jahr nicht aus dem Haus konnte, weil eine Klapperschlange es sich unter den Stufen bequem gemacht hatte, rief ich meine Nachbarin Diana an. Prompt kam sie mit Mann und Gewehr angefahren. (Sie wohnt 1,5 km entfernt.) Als sie beiden über den Zaun geklettert waren, hatte die Schlange schon das Weite gesucht. Und Diana war offensichtlich enttäuscht, dass sie ihr Gewehr nicht zum Einsatz bringen konnte.

Vor einigen Jahren gab es im einem der zwei lokalen Supermärkte eine Schießerei. Zwei Jungendliche schossen den Filialleiter an und trafen ein neunjähriges Mädchen. Beide überlebten. Bei einer Diskussion über eventuelle Gegenmaßnahmen schlug einer vor, in allen Supermärkten Sicherheitsvorkehrungen wie am Flughafen einzuführen. "Warum nicht den Leuten einfach ihre Waffe abnehmen," war dann mein Vorschlag, der mit einem betretenen Schweigen quittiert wurde.

Das Argument, dass immer wieder ins Feld geführt wird, ist, dass es angesichts unterbesetzten Polizeistationen, unterbezahlten Polizeibeamten und weiten Entfernungen einfach eine Notwendigkeit sei, sich ein Schießeisen zuzulegen. Falls wir hier polizeiliche Hilfe bräuchten, würde es eine halbe Stunde dauern, bis der Streifenwagen einträfe. In der Zwischenzeit kann natürlich viel passieren. Und natürlich kann man davon ausgehen, dass derjenige - und diejenige -,der/die mich bedroht, eine Waffe hat.

Ein Teufelskreis? Weil der andere eine Waffe hat, mit der er die Wahrscheinlichkeit, mich ins Jenseits zu befördern, drastisch erhöht, lege ich mir eben auch eine zu? Man kann Kurse für den fachgerechten Umgang mit der Schußwaffe belegen. Wer aber etwas zum Thema gewaltfreie Konfliktlösung sucht, geht leer aus. Diana jedenfalls versucht schon seit Jahren, mich zum Kauf einer Knarre (erhältlich auf dem Flohmarkt!!) zu bewegen. "Habt ihr Amerikaner so viel Angst voreinander?" frage ich sie und erhalte keine Antwort.

Waffen werden natürlich nicht nur zum Zwecke der Selbstverteidigung verwendet. Skeleton Canyon, wo ich mit meinem Allradauto hin will, liegt im Cooks Mountain Range. Dort hat ein Rancher eine der unbefestigten Straßen abgesperrt. Grund: Schießwütige haben seine Kühe und Kälber erschossen!

Dienstag, 30. Juni 2009

Was geht da mit der Handyrechnung vor?

Die Junirechnung für unsere beiden Handys war höher als erwartet: $98,18 anstelle der üblichen $87,04.

Nach gründlicher Untersuchung der acht-seiten langen Rechnung fanden wir schließlich den Schuldigen in der Rubrik „Premium Purchases:“ sms4game. Allerdings brachte diese Buchstaben- und Zahlenkombination nicht viel Licht in unser Dunkel.

Da ich keine Zeit hatte, machte sich mein Mann alleine auf den Weg zu Alltel (unserer Telefongesellschaft) in Las Cruces. Als ich ihn zwischendurch anrief, um mich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen, konnte ich an seiner Stimme hören, dass da im Alltel – Laden dicke Luft herrschte.

Später am Abend erfuhr ich von ihm, dass sich die zusätzlichen $11,14 auf ein Abbonnement von Vidoespielen beziehen!

Meine innerlichen Fragezeichen wurden größer! Videospiele? Ich habe noch nie in meinem Leben ein Videospiel gespielt, hab keine Ahnung, was das im Grunde ist und noch viel weniger, was das mit unserer Telefonrechnung zu tun hat! Und wie können wir etwas abbonnieren, das wir nicht bestellt haben?

Da mein Mann allerdings mit lautstarken Drohungen, den Laden nicht eher zu verlassen, bis diese extra Kosten gestrichen wären, in der Lage gewesen war, die Alltel-Angestellten zu eben dieser Streichung zu bewegen, ließen wir die Sache auf sich beruhen.

Dann kam die Julirechnung. Der neue Betrag belief sich nun auf $103,66! Neben den $11,14 für sms4game waren nun auch noch $5 Strafgebühr zu zahlen und das bitte sofort, „upon receipt!“

Letzten Freitag zogen wir dann zusammen ins Gefecht. „Laß mich machen,“ sagte ich, als wir den Laden betraten. (Mein Mann wird in einer solchen Situation sehr schnell sehr stinkesauer.) Freundlich, aber mit bestimmtem Tonfall und mit einfachen Sätzen erklärte ich dem jungen, bläßlichen Angestellten den Sachverhalt. Es dauerte eine Weile, bis er – einigermaßen – verstand, worum es geht. Dann kamen die üblichen Fragen: Haben Sie Kinder zuhause? Werden Ihre Handys von anderen benutzt? - Nein, werden sie nicht. Wir haben drei Hunde und die wissen auch nicht, wie man mit dem Handy Videospiele abbonniert! „Und wir zahlen keinen Cent!“ warf mein undiplomatischer Mann ein.

Die Hilflosigkeit TJs – so der Name des Angestellten - steigerte sich von Minute zu Minute. Er warf abwechelnd einen Blick auf die Rechnung, dann auf seinen Computer, dann wieder zurück auf die Rechnung, deren Seiten er drehte und wendete. Schließlich gab er auf. Mit meinem „Ich muß meinen Vorgesetzten zu Rate ziehen“ verschwand er hinter einer schweren Tür. Minuten später kam er mit Rudy, seinem Boss, zurück.

Ein Blick auf Rudy machte mir klar, dass er im Umgang mit schwierigen Kunden ausgebildet war. Ein Blick von Rudy auf uns machte ihm klar, dass er besser mit mir - und nicht mit dem Mann neben mir - verhandelte. Er stellte sich im professionellen Ton vor, schüttelte unsere Hände und gab eine kurze Zusammenfassung von dem, was er soweit über die Situation wußte.

Erleichert stellten wir fest, dass Rudy uns glaubte und nicht im Stillen davon ausging, es mit Videosüchtigen zu tun zu haben, die nun ein Abbonnement rückgängig machen wollen. Darüber hinaus stellte es sich heraus, dass unsere Handys so veraltet sind (sie sind zwei jahre alt!), dass man mit ihnen überhaupt keine Videospiele spielen kann!

Der Sachverhalt stellte sich nun folgendermaßen dar: Die $11,14 auf der Junirechnung wurden uns tatsächlich von Alltel erlassen. Die $11,14 auf der Julirechnung nun waren der Betrag für unser angeblichen Abbonnement für – Juli! Und unsere Augustrechnng und Septemberrechnung und . . . –rechnung wird diesen Betrag auch enthalten! Entsetzt wurde uns klar, dass unsere Telefonnummer, genauer die Handynummer meines Mannes, in die Hände eines Unholden gefallen war.

Rudy sendete kurzerhand eine SMS zu der Firma, die diese Videospiele vertreibt, die besagte, dass wir hiermit unser Abbonnement kündigen. Nach wenigen Sekunden erhielten wir eine Textnachricht zurück, die unsere Kündigung bestätigte. „Hoffentlich ist dem damit ein Ende gesetzt,“ meinte Rudy.

Ich habe da meine Zweifel!

Zuhause angekommen, setzte ich mich sofort an den Computer. Google gab mir zehn Links für sms4game. Zwei davon führten mich direkt zu der schurkigen Webseite. Mit Unglauben mußte ich feststellen, dass jeder/jede die Handynummer eines anderen eingeben kann, um den Besitzer dieser Nummer mit den Abbonnementgebühren zu belasten. Wir konnten sogar noch von Glück reden, dass der Schurke unsere Nummer nicht bei sms4game.net eingeben hatte. Dann nämlich wäre der monatliche Betrag sogar $19,95!

Die anderen Google-Links führten zu Blogs, wo sich die Poster ausführlich über diesen Scam beschweren. Beim Lesen der Blogeinträge wurden mir zwei Dinge klar:
Wir sind nicht die einzigen. Es handelt sich um einen landesweiten Betrug.
Hilfestellung von der Telefongesellschaft zu bekommen ist eine Glücksache.

Drei Fragen bleiben:
1. Wer profitiert hier eigentlich? Die zusätzlichen $11,14 gehen doch an die Telefongesellschaft. Was machen die damit? Leiten die das weiter an die Videospielfirma? Unterstützen die dann damit nicht deren Machenschaften?

2. Wie kommen die Telefonnummern zu dieser Firma? Ist das wirklich nur Pech, dass da einer aufs Geradewohl sich Nummern ausdenkt und auf dieser Webseite eingibt? Der (oder die) hätte ja eigentlich nichts davon - bis auf die Schadenfreude, einigen Leuten, die er/sie vielleicht noch nicht einmal kennt, eins ausgewischt zu haben! Spielt da jemand bei dieser Videofirma mit Telefonnummern, die ihn nichts angehen?

3. Und warum müssen wir $5 Strafgebühr (late fees) für etwas bezahlen, dass uns doch erlassen wurde?

Es sieht so aus, als ob da wieder mal ein Besuch bei Alltel angesagt ist!

Frage an Euch Leser/innen: Gibt es so was mittlerweile auch in Deutschland?

P.S. Nachtrag zum letzten Blogeintrag:
Die Wettervorhersage war ja so was von falsch! Seit Montag letzter Woche hat es fast jeden Tag geregnet!

Sonntag, 21. Juni 2009

Und ewig scheint die Sonne!

Ein Blick auf die Wettervorhersage für die nächsten sechs Tage verheißt nichts Gutes: Sonne, Sonne und nochmals Sonne. Keine Wolke, kein Wölkchen und schon gar kein Regenschauer in Sicht!

Und ich weiß schon, wie das Wetter in den kommenden zwei Wochen aussehen wird: Sonne, Sonne und nochmals Sonne am langweilig blauen Himmel. Dazu Temperaturen um die 35°. Morgen sollen es sogar 37° sein!

Apropos Temperaturen: 35° hören sich natürlich für sonnenhungrige Nordeuropäer (und Amis) paradiesisch an. Man muß allerdings bedenken, dass jene 35° die Vorhersage für die Temperatur im Schatten ist. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer - die Eidechse im Sand - begraben: Es gibt keinen Schatten.

Deming liegt in der Wüste, genauer in der Chihuahua Wüste, die sich vom nördlichen Teil des mexikanischen Bundesstaates Chihuahua zur südlichen Hälfte der amerikanischen Bundesstaaten Arizona und New Mexicos erstreckt.

Es gibt natürlich einige glückliche Hausbesitzer, die es fertiggebracht haben, hochgewachsene und schattenspendende Bäume über Jahre durch die monatelangen Trockenzeiten zu bringen. Meistens findet man diese neiderregenden Anwesen im älteren Teil der Stadt. Der Rest aber sitzt auf halb-nacktem Boden, von den Creosote-Sträuchern, Mesquite-Büschen und natürlich den Kakteen abgesehen, in denen sich Eidechsen und Klapperschlangen Gutnacht sagen.

Ich wollte es genau wissen und legte ein Thermometer auf eben diesen Boden: Nach wenigen Minuten zeigte es - 55° an! Jedes mal also, wenn man hier also aus dem Hause tritt, hat man es nicht mit den angenehm klingenden 35° zu tun, sondern mit einer Temperatur, die ich zum ersten mal in Bad Dürkheim kennenlernte: Nicht während einer ungewöhnlichen Hitzewelle natürlich, sondern in der Sauna!

Dass es sich hierbei um eine trockene Hitze - und nicht um eine schwüle - handelt, mindert die Härte dieser schweißtreibenden Realität allerdings nicht. Wir hatten den letzten richtigen Regenguß im September letzten Jahres! Angesichts dieser heißen Tatsachen versteht es sich von selbst, dass fast alle Versuche, Blumen und anderes Grünzeug zu pflanzen, zum Scheitern verurteilt sind. Es gibt keine Blumen in Deming. Punkt, Komma, Schluß. Die Supermarktkette Walmart verkauft mickerige Sträuße für über $7 an jene, die einfach mal wieder ihre Blumenvase benutzen wollen.

Es gibt eigentlich nur zwei Jahreszeiten: Eine kühlere und eine heiße. Beide halten sich, was ihre Dauer betrifft, fast die Waage. Von Mitte Mai bis Mitte Oktober (also für fünf Monate) braucht man - im Auto wie im Haus - die Klimaanlage.

Die am meisten herbeigesehnte und herbeigelechzte Zeit des Jahres ist der Monsun, jene wunderbaren sechs Wochen zwischen Mitte Juli und Anfang September mit fast täglichen Regengüssen. Die bringen dann allerdings jedes Jahr Überschwemmungen mit sich, die ganze Ortschaften von der Umwelt abschneiden, Hab und Gut zerstören und das Passieren einiger Straßen lebensgefährlich macht. Der von der sengenden Sonne steinharte Wüstenboden kann das Naß nicht aufnehmen und die Ortschaften, Deming eingeschlossen, haben keine Kanalisation.

Es gibt einige andere interessante Wetterphänomene:
  • Manchmal "regnet" es, aber die Tropfen verdunsten, bevor sie den Boden erreichen

  • Sandstürme, die die Sicht auf den Straßen genauso mindern wie Nebel

  • "Dust Devils," Staubteufel, jene kleinen bis meterhohen Wirbelwinde, die mit rasender Geschwindigkeit über den Wüstenboden jagen und nur eines mit sich bringen: Sand und Staub

Übrigens kann man hier auch in den kühleren Morgenstunden keine Fenster geöffnet haben: Jede Brise, und sei sie noch so angenehm, bringt Staub. Zwangsneurotische Hausfrauen und Hausmänner kommen auf ihre Kosten: Das Staubwischen lohnt sich und kann stündlich mit großem Erfolg gemacht werden!

Zum Bild: Der herannahende Sandsturm verhindert völlig den Blick auf die Florida Mountains (vergleiche letzten Post).









Warum in aller Welt ziehen dann Leute hierher? Die meisten Neuankömmlinge wählen Deming aus zwei Gründen: 1. Man braucht keinen Regenschirm, keine Schneeschaufel, keine dicken Jacken und schon gar keine Mäntel. 2. Die Grundstücks- und Häuserpreise sind relativ günstig.

Über die ökonomische Situation in Deming später mehr.

Montag, 15. Juni 2009

Seit dem 12. Juni ist die Röhre schwarz

Am 12. Juni schalteten die US Fernsehstationen auf Digitalfernsehen um. Fast alle Sendungen können nun lediglich mittels digitaler Signale mit der Antenne empfangen werden. Allen, die einen älteren Fernsehapparat besitzen und über eine Zimmer- oder Dachantenne fernsehen, wurde schon seit über einem Jahr angeraten, sich eine "converter box" zu beschaffen. Dafür gab es sogar Coupons, die einen Teil der Kosten (mindestens $40) abdeckten.

Wir sind leidenschaftliche PBS-Gucker, die einzige Fernsehstation, die Sehenswertes ausstrahlt - und das ohne ständige Werbeberieselung. Wir waren also eine der ersten, die eine dieser "converter boxen" erstanden. Rechtzeitig eine Woche vor dem verhängnisvollen 12. Juni machte sich mein Mann an dieser converter box zu schaffen. Er brachte gut einen Tag damit zu, die Stecker zu überprüfen, aufs Dach zu klettern, um die Antenne auszurichten, die Anleitungen zu lesen und sich am Kopf zu kratzen. Alles umsonst: Kein Signal.

Da wir noch analoge Signale empfangen konnten, war uns klar, dass etwas mit der converter box nicht in Ordnung war. Also eilte er in die Stadt und hoffte, dass eine andere converter box noch erhältlich sein würde. Er hatte Glück und kam stolz mit der allerletzten bei Radio Shack erhältlichen box nach Hause.

Mittlerweile war der 12. Juni angebrochen, ein strahlender Sonnentag - wie fast alle hier. Und wieder stöpselte er, kletterte aufs Dach und vertiefte sich in das Anleitungsheftchen. Nichts. Kein Signal. Die Röhre blieb schwarz - bis auf das unerwünschte Flimmern natürlich.

Da tauchte ein dunkler Verdacht in uns auf: Könnte es sein, dass wir einfach zu abgelegen wohnen? Dass wir machen können, was wir wollen, die Röhre würde dunkel bleiben?

Ein Anruf bei verschiedenen Nachbarn bestätigte unsere Befürchtungen. Ein Nachbar hatte sogar fünf (!) verschiedene converter boxen gekauft und zwei neue Dachantennen, bevor ihm dämmerte, dass es nicht an seiner Ausrüstung liegt, sondern einfach an der unumgänglichen Tatsache, dass wir hier, mitten in der Wüste, von aller Welt - zumindest signalmäßig - verlassen sind.

Hier ein Foto von unserer Straße (die nächsten Nachbarn wohnen 1,5 km entfernt!):

Obwohl unsere Adresse eine Deming-Adresse ist, wohnen wir 40 km von Deming entfernt! Zwischen hier und Deming ist nichts - außer Wüstensträuchern. Mein Mann und ich sind uns nicht ganz einig, ob es zwischen hier und der Stadt (Deming) 50 Häuser sind, an denen wir vorbeifahren, oder nur um die 30.

Durch wie viele Ortschaften an der Weinstraße, wo ich früher wohnte, bin ich durchgekommen, wenn ich mal 40 km auf ihr zurücklegte!

Natürlich sind weite Strecken hier nichts ungewöhnliches. Es gibt genügend Leute, die 30 km südlich der Stadt wohnen. Allerdings wird unsere Abgelegenheit davon verstärkt, dass wir auf der Ostseite der Florida Mountains wohnen, während Deming westlich davon iiegt.

Das Foto zeigt unseren Blick nach Westen auf die Florida Mountains:

Und was machen wir nun in unserer signalfreien und fernsehlosen Situation?
Wir sitzen abends draußen, genießen die kühleren Temperaturen, lauschen den Vögeln, schauen den Hunden bei ihrem Spiel zu und erzählen.
Ist irgendwie toll!

Dienstag, 9. Juni 2009

Es klappert im Gebüsch



Vor zwei Tagen klapperte es zum ersten mal in diesem Jahr im Gebüsch hinterm Haus. Ich saß draußen mit einem Buch, als das Bellen zweier unserer Hunde nichts Gutes ankündigte. Ich schreckte hoch und hörte dann das Rasseln auch. Schnell holte ich meine Schaufel und versuchte, die Verursacherin dieses unheilvollen Geräuschs aus dem Gebüsch hervorzulocken. Diesmal mit einer Wut im Bauch! Letztes Jahr noch hatte ich mich halbwegs wie eine Killerin gefühlt, als ich zwei Klapperschlangen ins Jenseits beförderte. Nun aber, da ich mit eigenen Augen gesehen hatte, was ein Biß dieser Kreatur verursachen kann, war ich entschlossen, dieses Vieh so schnell wie möglich zu "beseitigen."

Durch das Bellen alamiert, trat mein Mann aus dem Haus, erfaßte mit einem Blick die Lage und gesellte sich - mit anderen Gartengeräten bewaffnet - zu mir. Es dauerte nicht lange und wir hatten die Schlange zwischen Schaufel und Harke festgeklemmt. Mir gelang es, eine Schlinge um den Kopf der Schlange zu legen (an einem langen Stock natürlich) und dann zuzuziehen. Dann kam der letzte Akt: Ein oder zwei Hiebe mit der Schaufel und der Kopf war abgetrennt.

Das Folgende habe ich zum Thema Klapperschlange im Internet gefunden:

  • Es gibt etwa 16 verschiedene Arten. Die gefährlichste Klapperschlange ist die Mojave-Klapperschlange.
  • Klapperschlangen sind am häufigsten im Südwesten zu finden.
  • Jährlich werden etwa 7000 bis 8000 Menschen in den USA gebissen. Nur 5 davon sterben.
  • 25% der Klappenschlangenbisse sind "trocken," d.h. sie enthalten kein Gift.
  • Klapperschlangen können bis zu zwei Drittel ihrer Körperlänge vorwärts schnellen (also Abstand halten!).
  • Sie sind taub und schätzen Entfernung und Größe anderer Lebewesen nach der Vibration ein (also feste auftreten beim Wandern!).
  • Sie stehen auf dem Speiseplan von King Snakes (die immun gegen das Gift der Klapperschlangen sind), Roadrunnern (ein Vogel, der aber das Laufen vorzieht), Falken und Adlern.

In diesem kurzem Video kann man Klapperschlangen in Aktion sehen und hören.

Weiterhin lese ich, dass die meisten Klapperschlangen "hemotoxisch" sind, was bedeutet, dass deren Gift die Blutzellen und das Gewebe der Haut zerstört und zu inneren Blutungen führt. Die weitaus gefährlichere Spielart ist neurotoxisch, die oben genannte Mojave z.B. Das Gift dieser Schlangen kann das Nervensystem zerstören und die Atmung zum Stoppen bringen.

Auch ganz junge Klapperschlangen sind aus folgenden Gründen sehr gefährlich:

  • Deren Gift ist zu einem höheren Grad neurotoxisch
  • Man hört sie nicht, weil die Rassel noch nicht ausgebildet ist
  • Sie haben noch nicht gelernt, ihr Gift zu dosieren; man bekommt folglich die ganze Ladung!

Ein Schlangenbiß ist sehr schmerzhaft, wie ich hörte. Das betroffene Bein oder der Arm schwillt oft zu groteskem Außmaß an. Weitere Symptome sind Verfärbung der betroffenen Körperstelle, ein Gefühl von Taubheit, Schwindel und Atembeschwerden.

Man sollte innerhalb einer halben Stunde nach dem Biß beim Arzt/bei der Ärztin sein. Falls es länger dauert, z.B. weil man sich auf einer Wanderung befindet, keine Panik. Man überlebt es wahrscheinlich, eventuell mit einigen bleibenden Narben.

Bereitest Du Dich auf einen Urlaub im Südwesten der USA vor und willst Dich auf Wanderungen in der Wildnis begeben? Hier ist ein Link mit hilfreichen Informationen: http://www.desertusa.com/may96/du_rattle.html

Montag, 1. Juni 2009

Mehr von Lisa

Lisa liegt nun unter meinem Schreibtischstuhl und nagt hingebungsvoll an ihrem Knochen.

Vor einer Woche sahen die Dinge allerdings noch ganz anders aus.

Am Memorial Day, also letzten Montag, fuhren wir nachmittags nach Las Cruces, um Lisa in der Tierklinik zu besuchen. Sie war völlig apathisch, hebte kaum ihr Köpfchen, um uns zu begrüßen, und bot ein Bild des Jammers. Die Ärztin allerdings versicherte uns mehrmals, dass alles in Ordnung sei. Halbwegs beruhigt fuhren wir nach Deming zurück.

Um zehn Uhr abends kam dann unerwartet ein Anruf von der Klinik. Lisa ginge es sehr schlecht und ob wir Vereinbarungen getroffen hätten, sie einschläfern zu lassen. Entsetzt stürzten wir ins Auto und fuhren - nun zum dritten mal innerhalb von 12 Stunden - über die Autobahn nach Las Cruces.

Als wir etwa die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatten, klingelte mein Handy wieder. Diesmal versuchte die Assistentin in der Tierklinik so gut es ging sich zu entschuldigen. Sie habe aus Versehen die falschen Leute angerufen. Lisa ginge es gut!

Überglücklich legten wir den Rest der Strecke zurück, um uns vom Zustand unserer Hündin selbst zu überzeugen. Er war unverändert. Um Mitternacht waren wir wieder in Deming.

Um fünf Uhr in der Früh hieß es aufstehen. Da Lisa in einer Art Notaufnahme untergebracht war, mußte sie um sieben morgens abgeholt sein. Dort riet man uns, sie von unserer regulären Tierärztin in Deming untersuchen zu lassen. Ob der Aussicht, endlich wieder bei uns zu sein, wedelte sie zweimal mit ihrem Schwanz. Zu mehr Aktivität konnte sie sich nicht aufraffen.

Mein Mißtrauen in das Mantra der Tierklinik in Las Cruces "she is all right" bestätigte sich. Unsere Tierärtzin hier in Deming war bei weitem nicht so optimistisch, dass Lisa ihre Klapperschlangenbegegnung überleben würde. Sie hatte immer noch extreme Schmerzen, ihr Bluteiweißspiegel war extrem niedrig und ihr Immunsystem war sehr geschwächt. "It can go either way." Wir ließen sie zur Beobachtung in der Praxis.

Zwei Stunden vor Praxisschluß holten wir sie ab und besprachen mit der Ärztin das weitere Vorgehen. Sie schlug uns vor, Lisa wieder nach Las Cruces zu bringen, diesmal in eine andere Tierpraxis, wo sie Blutplasma erhalten könnte (in Deming nicht vorhanden) oder sie nach Albuquerque in eine Klinik zu bringen, die 24 Stunden geöffnet ist (von Deming nach Albuquerque sind es fünf bis sechs Stunden über die Autobahn!) oder sie nach El Paso zu bringen, wo das Gegengiftmittel erhältlich ist (zwei Stunden Fahrtzeit). Die letzte Möglichkeit wäre die, sie einfach nach Hause zu bringen. Das war dann genau das, was wir taten.

Und Lisa blühte auf. Schon als ich sie aus der Praxis und in die frische Luft trug, hob sie ihr Köpfchen und schnüffelte ausgiebig. Zu Hause angekommen, legten wir sie aufs Bett zwischen uns. Einer unserer Hunde legte sich an ihren Kopf, der andere zu ihren Füßen. Schade, dass ich von diesem Liegearrangement kein Foto habe! Wir alle hielten ein wohlverdientes Schläfchen. Als wir aufwachten, sahen wir, dass Lisa sich in die Achselhöhle meines Mannes gekuschelt hatte.

Heute ist nun Tag 8 nach dem Biß. Lisa schläft noch viel, ißt wieder viel und versucht, so gut es geht, das Treppen- und das auf-das-Sofa-Springen zu meistern. Sie hat eine offene Stelle in der Achselhöhle des betroffenen Beinchens. Das Gewebe dort ist am Absterben. Wir werden sie nochmals untersuchen lassen müssen.

Wir haben übrigens bis dato über $900 für diese Episode ausgegeben.

Was hat die ganze Geschichte eigentlich mit dem ländlichen Amerika zu tun?
Dazu das nächste mal mehr!

Montag, 25. Mai 2009

Meine Hündin ist in Lebensgefahr!


Nun beginne ich diesen Blog doch tatsächlich mit etwas so klischeehaftem wie einer Klapperschlangengeschichte!

Aber diese Kreaturen sind nun einmal nicht nur Bestandteil der Natur hier, sondern auch des Lebens derer, die sich im Klapperschlangenterritorium niedergelassen haben.

Gestern also nahm ich meine drei Hunde - Ben, Lisa und Smokey - auf eine Wanderung in den Florida Mountains. Mit von der Partie war mein Freund Barry, der uns mit seinem Hund Fritz begleitete.

Wir wanderten querfeldein, mehr über Stein als Stock, trotzten der Hitze, kletterten auf allen Vieren einen Hügel hoch, genossen unsere Pause im Schatten eines Felsens und krabbelten wieder hinunter. Unsere Hunde sprangen übermütig umeinander, rannten mit hechelnder Zunge um die Wette und legten damit mindestens die dreifache Strecke zurück. Manchmal wundere ich mich, woher diese kleinen Lebewesen ihre Energie holen!

Als wir etwa eine Viertel Stunde von unseren Autos entfernt waren, bemerkte ich, dass Lisa, die kleinste von allen, humpelte. Ich untersuchte ihre Pfote auf Dornen, fand aber nichts. In der Annahme, dass sie einfach zum Weiterlaufen zu erschöpft war (sie hat ihre Tricks), trug ich sie für den Rest unserer Wanderung auf meiner Hüfte. Dass sie am ganzen Leib zitterte, machte mich stutzig.

Während der halbstündigen Fahrt nach Hause wurde mir klar, dass etwas Ernsthaftes passiert war. Lisas linkes Beinchen schwoll und schwoll. Sie hielt es hoch und konnte einfach keine bequeme Sitz- oder Liegeposition finden. Ich rief meinen Mann an, um ihn vorzuwarnen. Noch war ich in der Hoffnung, dass es sich einfach um ein verstauchtes Fußgelenk oder um ein gebrochenes Bein handelte.
Dieser Hoffnung wurde ich in dem Augenblick beraubt, in dem ich so vorsichtig wie möglich Lisa aus dem Auto hob. Zum ersten mal in meinem Leben hörte ich einen Hund - und dann noch meinen Hund - vor Schmerz schreien!

Mein Mann rief unsere Tierärztin an, die natürlich keinen Dienst hatte. Es war ja Sonntag. Wir erhielten allerdings die Telefonnummer vom Notdienst in Las Cruces. Wir könnten kommen, wurde uns gesagt, und es würde uns von vornherein $80 kosten.

Die einstündige Fahrt von Deming nach Las Cruces über die Autobahn war die längste meines Lebens. Lisa leidete sichtlich und hörbar auf dem Rücksitz. Als ich sie nach einer Weile nach vorne holte und auf meinem Schoß streichelte, sah ich sie: Drei kleine dunkelrote Punkte auf dem grotesk angeschwollenen Beinchen. "Klapperschlange" schoß mir durch den Kopf . Mittlerweile war auch ihre Brust angeschwollen und selbst die kleinste und noch so zärtliche Berührung ließ sie aufschreien. Jede Minute zog sich hin wie Kaugummi.

Als wir eine Ewigkeit später in der Tierklinik ankamen, mußten wir feststellen, dass drei Tiere - zwei Katzen und ein Hund - vor uns da waren. Dass wir keine bevorzugte Behandlung erhielten, war fast eine Beruhigung. Das Personal war offensichtlich der Auffassung, dass so ein Klapperschlangenbiß zu den Ereignissen gehört, die ein Hund durchaus überleben kann. Während wir ruhelos warteten, füllte sich die Praxis mit anderen vierbeinigen Patienten. Deren Besitzer überschütteten Lisa - und uns - mit Mitleid und Sympathiebekundigungen.

Eine Stunde später war es endlich soweit. Eine sehr nette Assistentin nahm mir Lisa gekonnt aus den Armen, wog sie, maß ihre Temperatur, und setzte sie vorsichtig auf den Untersuchungstisch. Die sympatische junge Tierärztin brauchte nur einen Blick auf Lisa zu werfen, um ihre Diagnose zu stellen: "Das ist ein Klapperschlangenbiß. Nichts ungewöhnliches zu dieser Jahreszeit." Sie empfahl, Lisa in der Klinik zu lassen, wo sie mit Antibiotika, Schmerzmitteln und was weiß ich noch nicht alles behandelt würde. Mit einem Kloß im Hals konnten wir nur zustimmend mit dem Kopf nicken. Sie verschwand, um die intravenöse Behandlung zu veranlassen.

Während wir mit Lisa auf weitere Anleitungen warteten, kam die Assistentin mit der Rechnung zurück: $500. $250 davon müßten als Anzahlung sofort bezahlt werden. Mein Mann und ich schauten uns kurz an, dann auf Lisa: Wir wären wir bereit gewesen, $5000 zu zahlen!

Wir nahmen wieder im Wartezimmer Platz, wo uns die anderen Hunde - und Katzenmütter und -väter mit Fragen bombardierten. Während wir uns in so viel Zuwendung labten, wurde ein junger Boxerhund mit einem sichtlich geschwollenen Gesicht hereingetragen. Der zweite Klapperschlangenfall für diesen Tag!

Kurz darauf wurden wir in den hinteren Teil der Klinik gebeten, wo Lisa nun am Tropf hing. Die Beruhigungsmittel hatten ihre Wirkung getan und sie war endlich schläfrig.

Es war ein merkwürdiges Gefühl, ohne Lisa heimzufahren.

Nach Aussage der Ärztin heute morgen ist Lisa außer Lebensgefahr, hat aber immer noch große Schmerzen.

Später mehr.