Donnerstag, 13. August 2009

Ist es wirklich jeder zweite . . .

. . der zu viele Pfunde mit sich herumschleppt? Oder sind es sogar mehr?

Die Zahlen sind je nach Bundesstaat und ethnischer Herkunft verschieden. So gibt es mehr Dicke in den Südstaaten als in den Neuenglandstaaten und in den Bundesstaaten im Nordwesten. Schwarze und Hispanics sind im Durchschnitt dicker als Weiße.

Laut Wikipedia sind z. B. über 65% der Menschen in Alabama übergewichtig, dagegen "nur" 56,9% der Leute in Vermont.

Nun muß man darüber hinaus zwischen "übergewichtig" (overweight) und "fettleibig" (obese) unterscheiden. Die oben genannten Zahlen beziehen sich auf "Übergewichige," nicht auf "Fettleibige." Als "obese" gilt jeder, dessen BMI (body mass index) 30 oder höher ist.

Das Center for Disease Control and Prevention führt auf seiner Webseite (www.cdc.gov/obesity/defining.html) das folgende Beispiel an: Wenn jemand mit 1.75 m 91,5 kg wiegt, gilt er gerade noch als "übergewichtig." Jedes zusätzliche Pfund katapultiert diese Person dann in die Kategorie der Fettleibigkeit.

Nun werden die Zahlen wirklich erschreckend: Alabama hat nun nicht nur die eben erwähnten 65% Übergewichtigen, sondern auch 31% Fettleibige.

Nun weiß ich allerdings nicht, ob von den 65% Dicken 31% so dick sind, dass sie auch in die Kategorie Fettleibigkeit fallen, oder ob zusätzlich zu den 65% Dicken 31% fettleibig sind. Das würde nämlich bedeuten, dass in Alabama 96% der Menschen (viel) zu schwer sind.

Ich gehe mal davon aus, dass meine erste Zahleninterpretation der Fall ist. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass wirklch jeder/jede in Alabama zu dick ist. 65% Übergewicht - einschließlich 31% Fettleibigkeit - unter der Bevölkerung ist schlimm genug!

Eine Studie von Daniel J. DeNoon zeigt auf, dass Fettleibigkeit die USA jährlich 147 Billionen Dollar kostet. "The medical costs attributable to obesity are almost entirely a result of costs generated from treating the diseases obesity promotes," lead study author Eric A. Finkelstein, PhD, director of North Carolina's RTI Public Health Economics Program, says in a news release.

Oder auf Deutsch: "Die Arztkosten, die auf Fettleibigkeit zurückzuführen sind, sind fast völlig das Resultat von Behandlungskosten für Krankheiten, die durch Fettleibigkeit entstehen."
Das sind nämlich Diabetes, Herzkrankheiten, Krebs und Schlaganfälle.

Mehr dazu bei wedMD. Klicke auf den folgenden Link: http://tinyurl.com/mo2chm!
Dort lese ich auch, dass 17% der Kinder schon fettleibig - nicht einfach übergewichtig! - sind!

Wie kommt das?
Hier sind meine eigenen Beobachtungen aus Deming und Umgebung:
  • Stress:
    Abgesehen von älteren Hispanics, die stundenlang vor ihrem Haus sitzen können, kennen die Menschen hier keine Muße. Nun ist zwar das Tempo, mit dem man sich auf den Straßen in Mannhein oder auch in Grünstadt (wo ich vor meiner Auswanderung wohnte) bewegt, schneller. Die Arbeitswoche hier in den USA ist allerdings länger, und die quantitativen Anforderungen am Arbeitsplatz sind höher. Man arbeitet länger und mehr unter oft - für europäische Verhältnisse - unzumutbaren Bedingungen.
    Zeitknappheit ist überall Thema. In der wenigen freien Zeit weiß man dann nichts mit sich anzufangen.

    Und Deming bietet nicht viel zum Ausspannen.

    Es gibt keinerlei öffentliche Plätze zum Verweilen. Keinen Teich mit Enten, keine nennenswerte Parkanlage mit schattenspendenden Bäumen, keine Fußgängerzone mit Eisdielen oder Cafes und keine Bänke, auf die man sich setzen könnte. Zwar gibt es ein paar davon in der Innenstadt, aber keiner setzt sich da natürlich in der Gluthitze hin und verbrennt sich seinen Allerwertesten.
  • Armut:
    Die Zahl der Arbeitslosen in Deming ist mit um die 16% überdurchschnittlich hoch, über 30% der Menschen hier leben an oder unter der offiziellen Armutsgrenze, und es ist anzunehmen, dass viele von ihnen von der Wohlfahrt leben. Viele hätten also Zeit für Muße. Geldmangel ist allerdings, wie jeder sich vorstellen kann, ein ganz gewaltiger Streßfaktor.

    Streß in jeglicher Form - arbeitsbedingt und armutsbedingt - führt zu vermehrter Nahrungsaufnahme als ein Weg der Stressbewältigung.

    Und Geldmangel führt zum Konsum von billigen, aber minderwertigen Lebensmitteln.
  • Schlechte Ernährung:
    Die meisten Lebensmittel, die man bei Wal-Mart (einem der beiden Lebensmittelgeschäfte in Deming) erstehen kann, sind schlicht Schund. Da findet man meterlange Regale mit verschiedenen Sorten von Chips, Knabberzeug, Snacks, Frühstücksflocken, Pudding u.ä. Dann gibt es zig Gefrierschränke mit Fertiggerichten wie Pizza, Lasagne, Fleisch und was weiß ich noch nicht alles. (Ich kaufe das Zeug nicht.) Auf der gegenüberliegenden Seite des Ganges dann ebenso viele Gefrierschränke mit Eiscreme und anderem Süßen.

    Obst und Gemüse dagegen sind teuer.

    Die Schundlebensmittel enthalten zwei Komponenten, die dick machen: Zucker und Fett. Es gibt z.B. auch kein Brot, das keinen Zucker beinhaltete!

    In Deming gibt es kaum etwas anderes zu tun, als Essen zu gehen. Und wer was auf die Schnelle und nicht viel Geld ausgeben will (oder kann), geht ins Fastfoodrestaurant. Davon hat Deming viele. Und die Gerichte haben es in sich, nämlich Fett und Zucker. Mit einem "Burger" und einem "Soda" kommt man ganz schnell auf über 1000 Kalorien!

    Ich erinnere mich an den einzigen "Smoothie," den ich mir jeh in der Cafeteria des Krankenhauses (sic!) in Yuma bestellte. Als die Dame hinter der Theke eine riesige Schokoadeneiscremekugel nach der anderen in den Behälter stopfte, fragte ich sie, ob sie wisse, wie viele Kalorien das fertige Getränk haben wird. Nein, das wisse sie nicht, aber sie könne nachschauen. Sie öffnete eine Schublade, zog eine Liste hervor, fand das Getränk, schaute auf mich, dann wieder auf die Liste und fragte: "Wollen Sie das wirklich wissen?" "Ja," antwortete ich beherzt. "1475 Kalorien." Ich schwieg entsetzt. "Möchten Sie Schlagsahne dazu," fragte sie dann noch. Ich lehnte dankend ab und setzte den Becher sorgfältig, als handelte sich um eine Bombe, auf einen Tisch. Ich rechnete mir aus, wieviele Kalorien ich mit jedem Schluck zu mir nähme, trank ein Viertel, und gab den Rest den Grünen Damen. Die waren durch den Grund meiner Großzügigkeit nicht im Mindesten abgeschreckt!
    Und ich sah ständig Leute mit einem solchen fett- und zuckergeladenem Getränk herumlaufen!
  • Und dann noch diese Hitze:
    Bei 39° im nicht vorhandenen Schatten bewegt man sich nicht. Ab morgens um 10 Uhr ist es zu heiß. Man läuft nicht. Alles ist zu weit entfernt, die Straßen haben keine Bäume, und das Laufen ist fast gefährlich. Ich bin mehr als einmal fast aus den Latschen gekippt, weil ich nicht genug Wasser zur mir genommen hatte und mein Körper ausgetrocknet war.
    (Man schwimmt auch nicht. Es gibt keinen See und das lokale Schwimmbad hat nur ein kleines Becken, das mit Teenagern bevölkert ist.)

    In der Hitze verliert man den Bezug zum Körper. Man kann die Signale nicht richtig deuten und weiß nicht, ob man hungrig ist, etwas Salziges braucht oder ob man durstig ist. Oft ißt man etwas, obwohl der Körper eigentlich Wasser bräuchte.

    Die Hitze macht schlapp, lustlos, müde, manche sogar depressiv. Man versucht, mit Essen wieder zu Kräften zu kommen. Das aber macht alles nur noch schlimmer. Nun muß der Körper nicht nur seinen Wasserhaushalt regulieren, sondern auch Nahrungsmittel verdauen, die er nicht braucht.

Es geht natürlich auch anders. Ich z.B. bin froh, dass ich in den acht Jahren, die ich hier bin, nur zwei Kilogramm zugenommen habe. (Bin natürlich auch acht Jahre älter!) Das Gewichthalten kostet hier allerdings mehr Disziplin.

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