Montag, 15. Juni 2009

Seit dem 12. Juni ist die Röhre schwarz

Am 12. Juni schalteten die US Fernsehstationen auf Digitalfernsehen um. Fast alle Sendungen können nun lediglich mittels digitaler Signale mit der Antenne empfangen werden. Allen, die einen älteren Fernsehapparat besitzen und über eine Zimmer- oder Dachantenne fernsehen, wurde schon seit über einem Jahr angeraten, sich eine "converter box" zu beschaffen. Dafür gab es sogar Coupons, die einen Teil der Kosten (mindestens $40) abdeckten.

Wir sind leidenschaftliche PBS-Gucker, die einzige Fernsehstation, die Sehenswertes ausstrahlt - und das ohne ständige Werbeberieselung. Wir waren also eine der ersten, die eine dieser "converter boxen" erstanden. Rechtzeitig eine Woche vor dem verhängnisvollen 12. Juni machte sich mein Mann an dieser converter box zu schaffen. Er brachte gut einen Tag damit zu, die Stecker zu überprüfen, aufs Dach zu klettern, um die Antenne auszurichten, die Anleitungen zu lesen und sich am Kopf zu kratzen. Alles umsonst: Kein Signal.

Da wir noch analoge Signale empfangen konnten, war uns klar, dass etwas mit der converter box nicht in Ordnung war. Also eilte er in die Stadt und hoffte, dass eine andere converter box noch erhältlich sein würde. Er hatte Glück und kam stolz mit der allerletzten bei Radio Shack erhältlichen box nach Hause.

Mittlerweile war der 12. Juni angebrochen, ein strahlender Sonnentag - wie fast alle hier. Und wieder stöpselte er, kletterte aufs Dach und vertiefte sich in das Anleitungsheftchen. Nichts. Kein Signal. Die Röhre blieb schwarz - bis auf das unerwünschte Flimmern natürlich.

Da tauchte ein dunkler Verdacht in uns auf: Könnte es sein, dass wir einfach zu abgelegen wohnen? Dass wir machen können, was wir wollen, die Röhre würde dunkel bleiben?

Ein Anruf bei verschiedenen Nachbarn bestätigte unsere Befürchtungen. Ein Nachbar hatte sogar fünf (!) verschiedene converter boxen gekauft und zwei neue Dachantennen, bevor ihm dämmerte, dass es nicht an seiner Ausrüstung liegt, sondern einfach an der unumgänglichen Tatsache, dass wir hier, mitten in der Wüste, von aller Welt - zumindest signalmäßig - verlassen sind.

Hier ein Foto von unserer Straße (die nächsten Nachbarn wohnen 1,5 km entfernt!):

Obwohl unsere Adresse eine Deming-Adresse ist, wohnen wir 40 km von Deming entfernt! Zwischen hier und Deming ist nichts - außer Wüstensträuchern. Mein Mann und ich sind uns nicht ganz einig, ob es zwischen hier und der Stadt (Deming) 50 Häuser sind, an denen wir vorbeifahren, oder nur um die 30.

Durch wie viele Ortschaften an der Weinstraße, wo ich früher wohnte, bin ich durchgekommen, wenn ich mal 40 km auf ihr zurücklegte!

Natürlich sind weite Strecken hier nichts ungewöhnliches. Es gibt genügend Leute, die 30 km südlich der Stadt wohnen. Allerdings wird unsere Abgelegenheit davon verstärkt, dass wir auf der Ostseite der Florida Mountains wohnen, während Deming westlich davon iiegt.

Das Foto zeigt unseren Blick nach Westen auf die Florida Mountains:

Und was machen wir nun in unserer signalfreien und fernsehlosen Situation?
Wir sitzen abends draußen, genießen die kühleren Temperaturen, lauschen den Vögeln, schauen den Hunden bei ihrem Spiel zu und erzählen.
Ist irgendwie toll!

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