Montag, 6. Juni 2011

Tumbleweeds

Das Leben in der Wüste hat viele Seiten, an die man sich erst gewöhnen muß.
Oder auch nicht.

Zwar habe ich mich an den ewigen Sonnenschein und an die fünf-monatige Hitzeperiode (fast) gewöhnt und fühle mich im großen und ganzen hier heimisch, aber jedesmal, wenn an windigen Tagen diese braunen, runden, stacheligen, z.T. mannshohen Dinger über den Wüstenboden dahergerollt kommen, muß ich an mich halten.

Wovon ich rede?
Von "Tumbleweeds!"

Und so sehen sie aus:
In diesem Frühjahr steigt mir der Kamm besonders hoch. Vielleicht liegt das daran, dass ich nun Besitzerin eines Grundstücks bin, das im Tumbleweed -Paradies liegt.

Nach dem letzten Sturm hat es mich zwei geschlagene Stunden gekostet, bis ich diese Stacheldinger einigermaßen entfernt hatte. Im Winter darf man sie verbrennen. Das ist natürlich seit spätestens April nun verboten. (Wir hatten seit September keinen Regen.)
Nun sind wir glücklicherweise in der vorteilhaften Lage, dass wir das Braunzeug einfach über den Zaun auf die andere Seite schmeißen können. Schließlich haben wir keine unmittelbaren Nachbarn. Allerdings spendet diese Entsorgungsmöglichkeit kaum einen Trost.

Was sind denn nun eigentlich "Tumbleweeds?"
Heute also habe ich das Internet zu Rate gezogen, um zu erfahren, mit wem ich es hier eigentlich zu tun habe.

Ein Tumbleweed ist der ausgetrocknete Teil einer Pflanze, der sich von ihrer Wurzel gelöst hat und somit vom Wind in alle Richtungen gerollt werden kann.

"Ausgetrocknet" bedeutet hier allerdings nicht "abgestorben" wie etwa bei freundlicheren Pflanzen. Denn diese Dinger sind nicht nur kratzbürstig und haben keinerlei Hemmungen, ihre Stacheln an jeden weiterzugeben, dem es einfällt, sie mit bloßer Hand aus dem Weg zu räumen. Nein, es kommt noch viel schlimmer! Während sie nämlich so scheintot herumrollen (als hätten sie auch noch großen Spaß dabei!), verteilen sie großzügig ihre Samen, wohin auch immer der Wind sie verschlägt.

Solange wettermäßig alles beim alten bleibt, braucht man nicht viel zu befürchten.

Wehe aber, wenn es dann endlich, endlich mal regnet! Dann schlägt die Stunde der Tumbleweeds! Darauf haben diese hinterhältigen Samen, in der Bodenoberfläche lauernd, nur gewartet. In rasender Geschwindigkeit, fast über Nacht, und ü-b-e-r-a-l-l taucht dann widerliches Grünzeug auf, das alle anderen Pflanzen - wie etwa meinen liebevoll gehegten und erst kürzlich gepflanzten Minibäumchen - ihrer Nahrung, sprich: ihres Wassers beraubt.

Diese Samen sind natürlich mit jeglicher Art von Naß vollends zufrieden. Es muß nicht unbedingt Regen sein! Auch Bewässerungstropfen werden gerne verwendet, um Mit-Pflanzen den Garaus zu machen.

Einer Studie nach kann eine einzige Tumbleweed-Pflanze 44 Gallonen Wasser vom Land abschöpfen, auf dem Weizen angebaut wird! Nun weiß ich nicht, ob das 44 Gallonen an einem Tag, in einer Woche oder während einer Jahreszeit sind. Ist mir auch egal! Ich sehe ja mit eigenen Augen, was dieses Pflanzen-Raubtier mit meinen Bäumchen anstellt.

Also holte ich mehrmals in der Woche die Hacke hervor und hackte, was das Zeug hielt. Was sich anfänglich als eine ausgezeichnete Möglichkeit für körperliche Ertüchtigung anbot, mutierte schnell zur Gelegenheit des Dampf-Ablassens. Frustration und Ärger lösten sich nicht gerade in Luft auf, aber im Schweiße meines Angesichts.

Kürzlich aber dämmerte mir das Unausweichliche: Die grünen Dinger sind in der Überzahl. Und alles Hacken hilft nichts. Die Tumbleweeds sind einfach schneller!

Mir kommt das Märchen vom Wettlauf zwischen dem Hasen und dem Igel in den Sinn. Durch eine List ist der Igel dem Hasen immer voraus, und der Hase - in seinem Wahn, gewinnen zu müssen -bricht letztendlich zusammen.

Aber nicht mit mir! Morgen gehe ich in ein bestimmtes Geschäft. Und dort werde ich zur letzten Waffe greifen, einem U-n-k-r-a-u-t-v-e-r-n-i-c-h-t-u-n-g-s-m-i-t-t-e-l !!

9 Kommentare:

Claudia aus Kärnten hat gesagt…

Ich wollte mal ein Kompliment aussprechen, es ist immer Interessant was du schreibst, und dein Deutsch in Schriftform ist sehr gut :-))) Liebe Grüße aus dem schönen Kärnten

Silvia hat gesagt…

Da koemmer uns ja die Hand geben, du hast die Tumbleweeds, und ich habe zigtausende Seadpods von Nachbars Silver Maples...die ziehe ich nach ein paar Tagen aus Blumentoepfen, Gartenbeeten und obendrein verstopfen sie auch noch die Regengutters im 2. Stock wo ej keiner dran kommt...don't you just love it???

Monika hat gesagt…

Liebe Claudia,

Danke für Dein Kompliment! Hat gut getan.

Liebe Silvia,

Tut gut zu wissen, dass andere auch unerwünschtes Grünzeug haben.

Christine hat gesagt…

LOL, I love your description of your battle with the tumbleweeds. I just recently learned that tumbleweeds, although a part of the American West mystic, are not actually native to the USA. Yes, they are quite adept at spreading their seeds, going for a joy ride on the breeze.

Danke for the giggles.

Dani hat gesagt…

Ich finde es mutig nach Deming auszuwandern.

Mach dir um dein Deutsch keine Sorgen, das ist gut.

Grüße aus White Sands.
Dani

Monika hat gesagt…

Hallo Dani,

wenn Du willst, schreib ein bißchen mehr, warum Du es mutig findest, nach Deming ausgewandert zu sein.

Dani hat gesagt…

Hallo Monika,

ich lebe selbst in New Mexico und kenne Deming nur von der Durchfahrt, wenn es Richtung Arizona geht, oder von der jährlichen Rock Show die im März stattfindet. Wenn man mich fragt, ich finde es dort recht einsam. Ich würde mich dort jedenfalls kaum wohlfühlen.

Monika hat gesagt…

Hallo Dani,

Ich fühle mich hier auch nicht wohl! Ich hoffe, nächstes Jahr wegziehen zu können.

Übrigens gibt es neben der Rock Hound Show ein zweites "großes" jährliches Ereignis: The Great American Duck Race. Ist aber kaum wert, deswegen von White Sands rüber zu kommen.

Dani hat gesagt…

Hallo Monika,

man kann sich schon arrangieren und seine Freizeit gut gestalten. Aber auf Dauer in der Wüste ist nicht mein Ding.

Drücke dir die Daumen für dein Ziel nächstes Jahr!

:-)