Lisa liegt nun unter meinem Schreibtischstuhl und nagt hingebungsvoll an ihrem Knochen.
Vor einer Woche sahen die Dinge allerdings noch ganz anders aus.
Am Memorial Day, also letzten Montag, fuhren wir nachmittags nach Las Cruces, um Lisa in der Tierklinik zu besuchen. Sie war völlig apathisch, hebte kaum ihr Köpfchen, um uns zu begrüßen, und bot ein Bild des Jammers. Die Ärztin allerdings versicherte uns mehrmals, dass alles in Ordnung sei. Halbwegs beruhigt fuhren wir nach Deming zurück.
Um zehn Uhr abends kam dann unerwartet ein Anruf von der Klinik. Lisa ginge es sehr schlecht und ob wir Vereinbarungen getroffen hätten, sie einschläfern zu lassen. Entsetzt stürzten wir ins Auto und fuhren - nun zum dritten mal innerhalb von 12 Stunden - über die Autobahn nach Las Cruces.
Als wir etwa die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatten, klingelte mein Handy wieder. Diesmal versuchte die Assistentin in der Tierklinik so gut es ging sich zu entschuldigen. Sie habe aus Versehen die falschen Leute angerufen. Lisa ginge es gut!
Überglücklich legten wir den Rest der Strecke zurück, um uns vom Zustand unserer Hündin selbst zu überzeugen. Er war unverändert. Um Mitternacht waren wir wieder in Deming.
Um fünf Uhr in der Früh hieß es aufstehen. Da Lisa in einer Art Notaufnahme untergebracht war, mußte sie um sieben morgens abgeholt sein. Dort riet man uns, sie von unserer regulären Tierärztin in Deming untersuchen zu lassen. Ob der Aussicht, endlich wieder bei uns zu sein, wedelte sie zweimal mit ihrem Schwanz. Zu mehr Aktivität konnte sie sich nicht aufraffen.
Mein Mißtrauen in das Mantra der Tierklinik in Las Cruces "she is all right" bestätigte sich. Unsere Tierärtzin hier in Deming war bei weitem nicht so optimistisch, dass Lisa ihre Klapperschlangenbegegnung überleben würde. Sie hatte immer noch extreme Schmerzen, ihr Bluteiweißspiegel war extrem niedrig und ihr Immunsystem war sehr geschwächt. "It can go either way." Wir ließen sie zur Beobachtung in der Praxis.
Zwei Stunden vor Praxisschluß holten wir sie ab und besprachen mit der Ärztin das weitere Vorgehen. Sie schlug uns vor, Lisa wieder nach Las Cruces zu bringen, diesmal in eine andere Tierpraxis, wo sie Blutplasma erhalten könnte (in Deming nicht vorhanden) oder sie nach Albuquerque in eine Klinik zu bringen, die 24 Stunden geöffnet ist (von Deming nach Albuquerque sind es fünf bis sechs Stunden über die Autobahn!) oder sie nach El Paso zu bringen, wo das Gegengiftmittel erhältlich ist (zwei Stunden Fahrtzeit). Die letzte Möglichkeit wäre die, sie einfach nach Hause zu bringen. Das war dann genau das, was wir taten.
Und Lisa blühte auf. Schon als ich sie aus der Praxis und in die frische Luft trug, hob sie ihr Köpfchen und schnüffelte ausgiebig. Zu Hause angekommen, legten wir sie aufs Bett zwischen uns. Einer unserer Hunde legte sich an ihren Kopf, der andere zu ihren Füßen. Schade, dass ich von diesem Liegearrangement kein Foto habe! Wir alle hielten ein wohlverdientes Schläfchen. Als wir aufwachten, sahen wir, dass Lisa sich in die Achselhöhle meines Mannes gekuschelt hatte.
Heute ist nun Tag 8 nach dem Biß. Lisa schläft noch viel, ißt wieder viel und versucht, so gut es geht, das Treppen- und das auf-das-Sofa-Springen zu meistern. Sie hat eine offene Stelle in der Achselhöhle des betroffenen Beinchens. Das Gewebe dort ist am Absterben. Wir werden sie nochmals untersuchen lassen müssen.
Wir haben übrigens bis dato über $900 für diese Episode ausgegeben.
Was hat die ganze Geschichte eigentlich mit dem ländlichen Amerika zu tun?
Dazu das nächste mal mehr!
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