Und ich weiß schon, wie das Wetter in den kommenden zwei Wochen aussehen wird: Sonne, Sonne und nochmals Sonne am langweilig blauen Himmel. Dazu Temperaturen um die 35°. Morgen sollen es sogar 37° sein!
Apropos Temperaturen: 35° hören sich natürlich für sonnenhungrige Nordeuropäer (und Amis) paradiesisch an. Man muß allerdings bedenken, dass jene 35° die Vorhersage für die Temperatur im Schatten ist. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer - die Eidechse im Sand - begraben: Es gibt keinen Schatten.
Deming liegt in der Wüste, genauer in der Chihuahua Wüste, die sich vom nördlichen Teil des mexikanischen Bundesstaates Chihuahua zur südlichen Hälfte der amerikanischen Bundesstaaten Arizona und New Mexicos erstreckt.
Es gibt natürlich einige glückliche Hausbesitzer, die es fertiggebracht haben, hochgewachsene und schattenspendende Bäume über Jahre durch die monatelangen Trockenzeiten zu bringen. Meistens findet man diese neiderregenden Anwesen im älteren Teil der Stadt. Der Rest aber sitzt auf halb-nacktem Boden, von den Creosote-Sträuchern, Mesquite-Büschen und natürlich den Kakteen abgesehen, in denen sich Eidechsen und Klapperschlangen Gutnacht sagen.
Ich wollte es genau wissen und legte ein Thermometer auf eben diesen Boden: Nach wenigen Minuten zeigte es - 55° an! Jedes mal also, wenn man hier also aus dem Hause tritt, hat man es nicht mit den angenehm klingenden 35° zu tun, sondern mit einer Temperatur, die ich zum ersten mal in Bad Dürkheim kennenlernte: Nicht während einer ungewöhnlichen Hitzewelle natürlich, sondern in der Sauna!
Dass es sich hierbei um eine trockene Hitze - und nicht um eine schwüle - handelt, mindert die Härte dieser schweißtreibenden Realität allerdings nicht. Wir hatten den letzten richtigen Regenguß im September letzten Jahres! Angesichts dieser heißen Tatsachen versteht es sich von selbst, dass fast alle Versuche, Blumen und anderes Grünzeug zu pflanzen, zum Scheitern verurteilt sind. Es gibt keine Blumen in Deming. Punkt, Komma, Schluß. Die Supermarktkette Walmart verkauft mickerige Sträuße für über $7 an jene, die einfach mal wieder ihre Blumenvase benutzen wollen.
Es gibt eigentlich nur zwei Jahreszeiten: Eine kühlere und eine heiße. Beide halten sich, was ihre Dauer betrifft, fast die Waage. Von Mitte Mai bis Mitte Oktober (also für fünf Monate) braucht man - im Auto wie im Haus - die Klimaanlage.
Die am meisten herbeigesehnte und herbeigelechzte Zeit des Jahres ist der Monsun, jene wunderbaren sechs Wochen zwischen Mitte Juli und Anfang September mit fast täglichen Regengüssen. Die bringen dann allerdings jedes Jahr Überschwemmungen mit sich, die ganze Ortschaften von der Umwelt abschneiden, Hab und Gut zerstören und das Passieren einiger Straßen lebensgefährlich macht. Der von der sengenden Sonne steinharte Wüstenboden kann das Naß nicht aufnehmen und die Ortschaften, Deming eingeschlossen, haben keine Kanalisation.
Es gibt einige andere interessante Wetterphänomene:
- Manchmal "regnet" es, aber die Tropfen verdunsten, bevor sie den Boden erreichen
- Sandstürme, die die Sicht auf den Straßen genauso mindern wie Nebel
- "Dust Devils," Staubteufel, jene kleinen bis meterhohen Wirbelwinde, die mit rasender Geschwindigkeit über den Wüstenboden jagen und nur eines mit sich bringen: Sand und Staub
Übrigens kann man hier auch in den kühleren Morgenstunden keine Fenster geöffnet haben: Jede Brise, und sei sie noch so angenehm, bringt Staub. Zwangsneurotische Hausfrauen und Hausmänner kommen auf ihre Kosten: Das Staubwischen lohnt sich und kann stündlich mit großem Erfolg gemacht werden!
Warum in aller Welt ziehen dann Leute hierher? Die meisten Neuankömmlinge wählen Deming aus zwei Gründen: 1. Man braucht keinen Regenschirm, keine Schneeschaufel, keine dicken Jacken und schon gar keine Mäntel. 2. Die Grundstücks- und Häuserpreise sind relativ günstig.
Über die ökonomische Situation in Deming später mehr.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen