Montag, 25. Mai 2009

Meine Hündin ist in Lebensgefahr!


Nun beginne ich diesen Blog doch tatsächlich mit etwas so klischeehaftem wie einer Klapperschlangengeschichte!

Aber diese Kreaturen sind nun einmal nicht nur Bestandteil der Natur hier, sondern auch des Lebens derer, die sich im Klapperschlangenterritorium niedergelassen haben.

Gestern also nahm ich meine drei Hunde - Ben, Lisa und Smokey - auf eine Wanderung in den Florida Mountains. Mit von der Partie war mein Freund Barry, der uns mit seinem Hund Fritz begleitete.

Wir wanderten querfeldein, mehr über Stein als Stock, trotzten der Hitze, kletterten auf allen Vieren einen Hügel hoch, genossen unsere Pause im Schatten eines Felsens und krabbelten wieder hinunter. Unsere Hunde sprangen übermütig umeinander, rannten mit hechelnder Zunge um die Wette und legten damit mindestens die dreifache Strecke zurück. Manchmal wundere ich mich, woher diese kleinen Lebewesen ihre Energie holen!

Als wir etwa eine Viertel Stunde von unseren Autos entfernt waren, bemerkte ich, dass Lisa, die kleinste von allen, humpelte. Ich untersuchte ihre Pfote auf Dornen, fand aber nichts. In der Annahme, dass sie einfach zum Weiterlaufen zu erschöpft war (sie hat ihre Tricks), trug ich sie für den Rest unserer Wanderung auf meiner Hüfte. Dass sie am ganzen Leib zitterte, machte mich stutzig.

Während der halbstündigen Fahrt nach Hause wurde mir klar, dass etwas Ernsthaftes passiert war. Lisas linkes Beinchen schwoll und schwoll. Sie hielt es hoch und konnte einfach keine bequeme Sitz- oder Liegeposition finden. Ich rief meinen Mann an, um ihn vorzuwarnen. Noch war ich in der Hoffnung, dass es sich einfach um ein verstauchtes Fußgelenk oder um ein gebrochenes Bein handelte.
Dieser Hoffnung wurde ich in dem Augenblick beraubt, in dem ich so vorsichtig wie möglich Lisa aus dem Auto hob. Zum ersten mal in meinem Leben hörte ich einen Hund - und dann noch meinen Hund - vor Schmerz schreien!

Mein Mann rief unsere Tierärztin an, die natürlich keinen Dienst hatte. Es war ja Sonntag. Wir erhielten allerdings die Telefonnummer vom Notdienst in Las Cruces. Wir könnten kommen, wurde uns gesagt, und es würde uns von vornherein $80 kosten.

Die einstündige Fahrt von Deming nach Las Cruces über die Autobahn war die längste meines Lebens. Lisa leidete sichtlich und hörbar auf dem Rücksitz. Als ich sie nach einer Weile nach vorne holte und auf meinem Schoß streichelte, sah ich sie: Drei kleine dunkelrote Punkte auf dem grotesk angeschwollenen Beinchen. "Klapperschlange" schoß mir durch den Kopf . Mittlerweile war auch ihre Brust angeschwollen und selbst die kleinste und noch so zärtliche Berührung ließ sie aufschreien. Jede Minute zog sich hin wie Kaugummi.

Als wir eine Ewigkeit später in der Tierklinik ankamen, mußten wir feststellen, dass drei Tiere - zwei Katzen und ein Hund - vor uns da waren. Dass wir keine bevorzugte Behandlung erhielten, war fast eine Beruhigung. Das Personal war offensichtlich der Auffassung, dass so ein Klapperschlangenbiß zu den Ereignissen gehört, die ein Hund durchaus überleben kann. Während wir ruhelos warteten, füllte sich die Praxis mit anderen vierbeinigen Patienten. Deren Besitzer überschütteten Lisa - und uns - mit Mitleid und Sympathiebekundigungen.

Eine Stunde später war es endlich soweit. Eine sehr nette Assistentin nahm mir Lisa gekonnt aus den Armen, wog sie, maß ihre Temperatur, und setzte sie vorsichtig auf den Untersuchungstisch. Die sympatische junge Tierärztin brauchte nur einen Blick auf Lisa zu werfen, um ihre Diagnose zu stellen: "Das ist ein Klapperschlangenbiß. Nichts ungewöhnliches zu dieser Jahreszeit." Sie empfahl, Lisa in der Klinik zu lassen, wo sie mit Antibiotika, Schmerzmitteln und was weiß ich noch nicht alles behandelt würde. Mit einem Kloß im Hals konnten wir nur zustimmend mit dem Kopf nicken. Sie verschwand, um die intravenöse Behandlung zu veranlassen.

Während wir mit Lisa auf weitere Anleitungen warteten, kam die Assistentin mit der Rechnung zurück: $500. $250 davon müßten als Anzahlung sofort bezahlt werden. Mein Mann und ich schauten uns kurz an, dann auf Lisa: Wir wären wir bereit gewesen, $5000 zu zahlen!

Wir nahmen wieder im Wartezimmer Platz, wo uns die anderen Hunde - und Katzenmütter und -väter mit Fragen bombardierten. Während wir uns in so viel Zuwendung labten, wurde ein junger Boxerhund mit einem sichtlich geschwollenen Gesicht hereingetragen. Der zweite Klapperschlangenfall für diesen Tag!

Kurz darauf wurden wir in den hinteren Teil der Klinik gebeten, wo Lisa nun am Tropf hing. Die Beruhigungsmittel hatten ihre Wirkung getan und sie war endlich schläfrig.

Es war ein merkwürdiges Gefühl, ohne Lisa heimzufahren.

Nach Aussage der Ärztin heute morgen ist Lisa außer Lebensgefahr, hat aber immer noch große Schmerzen.

Später mehr.

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