Die Junirechnung für unsere beiden Handys war höher als erwartet: $98,18 anstelle der üblichen $87,04.
Nach gründlicher Untersuchung der acht-seiten langen Rechnung fanden wir schließlich den Schuldigen in der Rubrik „Premium Purchases:“ sms4game. Allerdings brachte diese Buchstaben- und Zahlenkombination nicht viel Licht in unser Dunkel.
Da ich keine Zeit hatte, machte sich mein Mann alleine auf den Weg zu Alltel (unserer Telefongesellschaft) in Las Cruces. Als ich ihn zwischendurch anrief, um mich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen, konnte ich an seiner Stimme hören, dass da im Alltel – Laden dicke Luft herrschte.
Später am Abend erfuhr ich von ihm, dass sich die zusätzlichen $11,14 auf ein Abbonnement von Vidoespielen beziehen!
Meine innerlichen Fragezeichen wurden größer! Videospiele? Ich habe noch nie in meinem Leben ein Videospiel gespielt, hab keine Ahnung, was das im Grunde ist und noch viel weniger, was das mit unserer Telefonrechnung zu tun hat! Und wie können wir etwas abbonnieren, das wir nicht bestellt haben?
Da mein Mann allerdings mit lautstarken Drohungen, den Laden nicht eher zu verlassen, bis diese extra Kosten gestrichen wären, in der Lage gewesen war, die Alltel-Angestellten zu eben dieser Streichung zu bewegen, ließen wir die Sache auf sich beruhen.
Dann kam die Julirechnung. Der neue Betrag belief sich nun auf $103,66! Neben den $11,14 für sms4game waren nun auch noch $5 Strafgebühr zu zahlen und das bitte sofort, „upon receipt!“
Letzten Freitag zogen wir dann zusammen ins Gefecht. „Laß mich machen,“ sagte ich, als wir den Laden betraten. (Mein Mann wird in einer solchen Situation sehr schnell sehr stinkesauer.) Freundlich, aber mit bestimmtem Tonfall und mit einfachen Sätzen erklärte ich dem jungen, bläßlichen Angestellten den Sachverhalt. Es dauerte eine Weile, bis er – einigermaßen – verstand, worum es geht. Dann kamen die üblichen Fragen: Haben Sie Kinder zuhause? Werden Ihre Handys von anderen benutzt? - Nein, werden sie nicht. Wir haben drei Hunde und die wissen auch nicht, wie man mit dem Handy Videospiele abbonniert! „Und wir zahlen keinen Cent!“ warf mein undiplomatischer Mann ein.
Die Hilflosigkeit TJs – so der Name des Angestellten - steigerte sich von Minute zu Minute. Er warf abwechelnd einen Blick auf die Rechnung, dann auf seinen Computer, dann wieder zurück auf die Rechnung, deren Seiten er drehte und wendete. Schließlich gab er auf. Mit meinem „Ich muß meinen Vorgesetzten zu Rate ziehen“ verschwand er hinter einer schweren Tür. Minuten später kam er mit Rudy, seinem Boss, zurück.
Ein Blick auf Rudy machte mir klar, dass er im Umgang mit schwierigen Kunden ausgebildet war. Ein Blick von Rudy auf uns machte ihm klar, dass er besser mit mir - und nicht mit dem Mann neben mir - verhandelte. Er stellte sich im professionellen Ton vor, schüttelte unsere Hände und gab eine kurze Zusammenfassung von dem, was er soweit über die Situation wußte.
Erleichert stellten wir fest, dass Rudy uns glaubte und nicht im Stillen davon ausging, es mit Videosüchtigen zu tun zu haben, die nun ein Abbonnement rückgängig machen wollen. Darüber hinaus stellte es sich heraus, dass unsere Handys so veraltet sind (sie sind zwei jahre alt!), dass man mit ihnen überhaupt keine Videospiele spielen kann!
Der Sachverhalt stellte sich nun folgendermaßen dar: Die $11,14 auf der Junirechnung wurden uns tatsächlich von Alltel erlassen. Die $11,14 auf der Julirechnung nun waren der Betrag für unser angeblichen Abbonnement für – Juli! Und unsere Augustrechnng und Septemberrechnung und . . . –rechnung wird diesen Betrag auch enthalten! Entsetzt wurde uns klar, dass unsere Telefonnummer, genauer die Handynummer meines Mannes, in die Hände eines Unholden gefallen war.
Rudy sendete kurzerhand eine SMS zu der Firma, die diese Videospiele vertreibt, die besagte, dass wir hiermit unser Abbonnement kündigen. Nach wenigen Sekunden erhielten wir eine Textnachricht zurück, die unsere Kündigung bestätigte. „Hoffentlich ist dem damit ein Ende gesetzt,“ meinte Rudy.
Ich habe da meine Zweifel!
Zuhause angekommen, setzte ich mich sofort an den Computer. Google gab mir zehn Links für sms4game. Zwei davon führten mich direkt zu der schurkigen Webseite. Mit Unglauben mußte ich feststellen, dass jeder/jede die Handynummer eines anderen eingeben kann, um den Besitzer dieser Nummer mit den Abbonnementgebühren zu belasten. Wir konnten sogar noch von Glück reden, dass der Schurke unsere Nummer nicht bei sms4game.net eingeben hatte. Dann nämlich wäre der monatliche Betrag sogar $19,95!
Die anderen Google-Links führten zu Blogs, wo sich die Poster ausführlich über diesen Scam beschweren. Beim Lesen der Blogeinträge wurden mir zwei Dinge klar:
Wir sind nicht die einzigen. Es handelt sich um einen landesweiten Betrug.
Hilfestellung von der Telefongesellschaft zu bekommen ist eine Glücksache.
Drei Fragen bleiben:
1. Wer profitiert hier eigentlich? Die zusätzlichen $11,14 gehen doch an die Telefongesellschaft. Was machen die damit? Leiten die das weiter an die Videospielfirma? Unterstützen die dann damit nicht deren Machenschaften?
2. Wie kommen die Telefonnummern zu dieser Firma? Ist das wirklich nur Pech, dass da einer aufs Geradewohl sich Nummern ausdenkt und auf dieser Webseite eingibt? Der (oder die) hätte ja eigentlich nichts davon - bis auf die Schadenfreude, einigen Leuten, die er/sie vielleicht noch nicht einmal kennt, eins ausgewischt zu haben! Spielt da jemand bei dieser Videofirma mit Telefonnummern, die ihn nichts angehen?
3. Und warum müssen wir $5 Strafgebühr (late fees) für etwas bezahlen, dass uns doch erlassen wurde?
Es sieht so aus, als ob da wieder mal ein Besuch bei Alltel angesagt ist!
Frage an Euch Leser/innen: Gibt es so was mittlerweile auch in Deutschland?
P.S. Nachtrag zum letzten Blogeintrag:
Die Wettervorhersage war ja so was von falsch! Seit Montag letzter Woche hat es fast jeden Tag geregnet!
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