Sonntag, 17. März 2013

Sie dürfen in den Staaten nicht alt und krank werden!

Ich habe Schwester Christas Warnung noch deutlich und hörbar im Ohr!

Nachdem sie erfahren hatte, dass ich drauf und dran war, in die USA auszuwandern, lud sie mich zu einem langen Spaziergang im herbstlichen Pfälzer Wald ein, um mir von ihren Erfahrungen als Krankenschwester in Texas zu erzählen. Mit oben genannter Warnung verabschiedete sie sich.

Nun stimmt es in der Tat, dass man hier das Krank-Werden besser bleiben läßt. Allerdings macht es in keinem Alter Spaß, sich mit Krankenkassen, astronomischen - und oft ungerechtfertigten - Krankenhausrechnungen und mit den Apotheken herumzuschlagen.

Altwerden dagegen scheint hier bei weitem nicht in dem Ausmaß von Isolation geprägt zu sein, wie ich das von Deutschland her in Erinnerung habe.
Hier eine Liste meiner Bebachtungen:

  • Es ist keine Seltenheit, 80-Jährige mit ihrem Laptop bei McDonald oder im "Coffee Shop" anzutreffen
  • Unabhängig vom Alter verläßt man und frau nicht ohne Handy das Haus.
  • Das Ehrenamt wird sehr ernst genommen. So manche Einrichtung müßte ohne Ehrenamtliche entweder den Laden dichtmachen oder könnte bestimmte Dienstleistungen nicht anbieten:
    Die Rezeption des lokalen Krankenhauses (und das in Yuma, wo ich ein Jahr lang arbeitete) wird von Ehrenamtlichen geschmissen. Die sind meist in ihren späten 70-ern. Dasselbe gilt für den Geschenkeladen.
    Das Foto zeigt Nita, stolz in der Snackbar des Krankenhauses stehend, die sie beaufsichtigt.

    Das hiesige Museum hat nur eine Angestellte. Alle anderen sind Ehrenämtler.

    Ehrenamtiche Mitarbeiter/innen betreiben Essen auf Rädern, fahren Krebskranke zu ihren Arztterminen nach Silver City und Las Cruces und Kriegsveteranen nach El Paso und Albuquerque und unterhalten "Deming Helping Hands," wo sich Bedürftige mit Klamotten eindecken können.

    Habitat for Humanity ist eine tolle Einrichtung, die ärmeren Mitbürgern beim Hausbau hilft. Wer dort Hammer und Meißel schwingt, ist i.d.R. über 60 und tut das in seiner Freizeit.
  • Zwar wird es auch hier mit zunehmendem Alter schwieriger, eine Arbeitsstelle zu finden, es ist aber nicht unmöglich. Meiner Freundin Hasani z.B. wurde im zarten Alter von 70 Jahren eine Stelle als Beraterin in einem Krankenhaus angeboten. Übrigens verschickt man hier den Lebenslauf an potentielle Arbeitgeber ohne ein Foto. Auch das Geburtsdatum behält man - zunächst einmal - für sich.
  • Selbstständigkeit, also ein "business" anzufangen, ist immer eine Möglichkeit, egal welchen Alters. Das AARP Magazine - eine Zeitschrift für  solche, die sich entweder dem Ruhestand nähern oder sich im selbigen befinden, beschreibt immer wieder solche, denen es mit 57 oder 67 glückte, nochmals ganz von vorne anzufangen.
    Das Beispiel einer 89-Jährigen machte vor ein paar Tagen Internet-Schlagzeilen: Pearl Malkin brauchte $3500, um ihre Geschäftsidee, Krücken einen modischen Chick zu geben und dann zu verkaufen, gewinnbringend  umzusetzen.
    Hier ist der Link: http://money.cnn.com/2013/03/15/smallbusiness/grandma-kickstarter-startup/index.html?eref=mrss_igoogle_business
    Das Interessante hier ist, dass sie nicht nur nicht für verrückt erklärt wurde (". . . in ihrem Alter . . . !!"), sondern dass innerhalb von nur wenigen Wochen die benötigte Summe bei Kickstarter eingegangen war.
    Übrigens, Pearl sieht einfach klasse aus!)
Vielleicht hängt die eher optimistische und offene Haltung damit zusammen, dass die Baby Boomer Generation hier alle die zwischen den Jahren 1946 und 1964 Geborenen umfaßt, also viel stärker ist als in Deutschland.

Was meint ihr?
Was sind eure Beobachtungen?