Sonntag, 10. Juni 2012

Im Hundepark, Teil 2


Wir haben einen Verbündeten unter uns: Joe, der sein Haus mit fünf Terriermischlingen teilt. Und Joe arbeitet bei der Stadt. Was genau, entzieht sich meiner Kenntnis, aber ich wette, dass er bei allem, was im und um den Hundepark herum geschah (siehe Post vom 10. Juni) und geschieht, seine Finger im Spiel hat.

Manchmal z.B passiert es, dass der sich am Eingang befindliche Kasten mit den poop bags (den Beuteln für die Hundekacke) leer ist. Das hat dann vor allem für die Nase schlimme Konsequenzen, wie sich jeder und jede ausmalen kann. Ein Anruf von Joe allerdings genügt, und nur zehn Minuten später kommt jemand vom Recreational Department und füllt den Kasten wieder auf. Die Zweibeiner können dann wieder ihre Pflicht erfüllen und die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner diskret beseitigen.

Joe ist jeden Tag im Park.
Und auch ich komme mit Lisa und Smokey seit nunmehr eineinhalb Jahren mehrmals in der Woche zum Hundepark. Es ist erstaunlich zu beobachten, wie sich im Laufe der Zeit auch unter den Herrchen und Frauchen eine Gemeinschaft entwickelt hat.

Es sind fast immer dieselben, die kommen: Lucy, eine ehemalige Lehrerin, mit ihren Corgi Humphrey; Mary, die bei K-Mart arbeitet, und ihre vier Chihuahuas, Tiny, Tobi, Dingo und Chicita; die Ruheständler Jan und Floyd mit ihrem Terriermischling Chico; Don, der mal für den Forest Service in Arizona gearbeitet hat, mit Freddy, einem Jack Russell, und Henry, einem Rat Terrier; und der schweigsame Chris mit Wendall, einem süßen, rabenschwarzen Was-Auch-Immer. Manchmal gesellt sich Joel mit seinen Pudeln Angel und Gideon zu uns. Ab und zu taucht Terry mit ihrer lebhaften Roxi auf und Barbara mit ihrem Winzling Pixie.


Anfangs war man bemüht, sich all die Hundenamen einzuprägen. Seit einem halben Jahr nun haben sich auch die Namen der Moms und Dads im Gedächtnis festgesetzt.

Wenn jemand mal für ein paar Tage nicht auftaucht, gibt das Grund zur Besorgnis.
Joe z.B. blieb für geschlagene drei Monate aus. Der Hundepark wirkte verlassen ohne ihn und seine fünf Hunde. Es stellte sich dann heraus, dass Sugar, sein Lieblingshund, gestorben war und er es in seiner Trauer einfach nicht über sich bringen konnte, mit nur vieren seiner Lieblinge aufzutauchen. Eine Welle der Erleicherung ging durch alle, als er endlich eines Nachmittags wieder erschien.

Joel (der mit den Pudeln) hatte im Frühjahr endlich ein Vorstellungsgespräch. Am Tage dieses wichtigen Termins gaben alle Hundeeltern ihre Meinung über seine Chancen zum Besten. (Er erhielt den Job!)

Don (der Forest Service Typ) kümmert sich aufopfernd um seine an den Rollstuhl gefesselte Frau, wäscht, geht einkaufen, kocht und putzt. Ansonsten schimpft er wie ein Rohrspatz über die Republikaner.

Kürzlich wurde Floyd, Chicos Dad, ein Lungenkarzinom entfernt. Nun ist er auf der Intensivstation eines Krankenhauses in Las Cruces. Seine Frau Jan liefert nun getreulich Berichte über seinen Zustand an den Rest der Hundebesitzer. Die Anteilnahme ging allerdings über das Sich-Erkundigen hinaus: In den letzten zehn Jahren hatte Jan das Fahren - und Tanken - ihrem Mann überlassen. Ich war nun baß erstaunt, kürzlich von ihr zu hören, dass K-Mart Mary (die mit den vier Chihuahuas) sich mit Jan an einer Tankstelle traf, um ihr das Tanken zu zeigen! Nicht nur dass, Mary fuhr Jan mehrmals nach Las Cruces, so daß Jan ihren Mann besuchen konnte! (Der absolute Mangel an öffentlichen Verkehrsmitteln und das Aufgeschmissensein, wenn man - aus irgendwelchen Gründen - nicht fahren kann, ist ein Kapitel für sich!)

Zu der Zeit, als wir so sehr unter den Modellflugzeugtypen litten (siehe Post vom 6. Februar 2011) waren mein Mann und ich im Zentrum allgemeiner Besorgnis. Die Anteilnahme der Hundeeltern und Pudel-Joels Angebot, für uns zu beten, taten einfach gut.

Letzten Samstag nun verlor Lucy, Humphreys Mom, das Gleichgewicht und fiel hin. Es dauerte eine Weile, bis Don, Chris und ich die schwergewichtige Frau endlich wieder auf den Beinen hatten. Sie klagte sofort über Hüftschmerzen. Ich half ihr zurück zum Auto. Sie ist bisher nicht wieder im Park gewesen. Was mag nur los sein? Hoffentlich hat sie sich nichts gebrochen!

Im Hundepark, Teil 1


Der Hundepark in Deming ist ein schöner Grünflecken. Die zwei ihn im Westen und Osten eingrenzenden Straßen sind relativ still. Auf der Südseite schließt sich das Baseballfeld der High School an, nördlich ein großer Spielplatz für groß und klein.

Große, alte Bäume spenden ausreichend Schatten für Vier- und Zweibeiner. Es gibt sogar eine Trinkwasserstelle, niedrig genug, so dass auch die kleinsten unter den Hunden an das begehrte Naß herankommen.

Der gesamte Hundepark ist von einem hohen Maschendrahtzaun umgeben, der selbst den gekonntesten Ausreißern das Ausbüchsen verunmöglicht. Ein ebenso hoher Zaun trennt den Teil für die großen Hunde von dem Teil für die kleinen Hunde. Seit die Stadt das Vorhängeschloß am Gatter am Ende dieses trennenden Zauns entfernte, ist auch wieder Frieden hergestellt. Nun kann man nämlich einfach eben jenes Gatter etwas beiseite schieben, um auf die andere Seite zu gelangen.

Im letzten Sommer hatte es unter den diversen Hundebesitzern gehörig Krach gegeben. Damals war der Hundepark noch ungeteilt gewesen. Dann aber beschwerten sich einige Besitzer von kleinen Hunden über aggressives Verhalten einiger größerer Hunde - und deren Herrchen. Prompt errichtete die Stadt jenen trennenden Zaun. Die - größere - Westseite war den Kleinhunden vorbehalten, die - kleinere - Ostseite den größeren Hunden. Die Kleinhundbesitzer (in der Überzahl) lobten die Stadtverwaltung.

Da saßen sie nun, die Besitzer der Deutschen Schäferhunde, Pit Bulls, Dobermännern usw. und schauten neidvoll rüber auf den größeren und grüneren Teil! Und beschwerten sich ihrerseits! Warum sollen wir mit unseren Hunden, die doch mehr Auslauf brauchen, uns mit dem kleineren Teil begnügen?!

So kam es, wie es kommen mußte! Eines sonnigen Nachmittags sah ich mich auf der "falschen" Seite! Am Tage zuvor hatte die Stadt die Seiten ausgetauscht: Die Ostseite war nun die für die Kleinhunde, der größere Westteil für die großen. Wir Kleinhundbesitzer quetschten uns auf die einzige Bank in diesem Teil des Parks und maulten. Warum müssen wir, die wir doch in der Überzahl sind, uns mit dem kleineren Teil begnügen?! Schaut euch das doch mal an! Kein einziger Hund ist da drüben auf der anderen Seite!

Die Stadt hatte wieder ein Einsehen: Mehr Bänke wurden hingestellt und eine zusätzliche Trinkwasserstelle installiert. Die Gemüter beruhigten sich etwas.

Ein Problem gab es aber noch! Was sollen denn die Hundebesitzer machen, die z.B. zwei kleine Hunde und einen großen haben?! Sollen die etwa den großen Vierbeiner alleine auf die Westseite schicken und mit den kleinen auf der Ostseite bleiben?! Und so einfach wäre auch diese Abwegigkeit nicht zu bewerkstelligen! Schließlich müßte man um den halben Park laufen, um zur anderen Seite zu gelangen!
Auch ich trug meinen Teil bei: Manche kleine Hunde, wie z.B. meine Lisa, spielen liebendgern mit einem großen Hund! Und außerdem sind die Besitzer der großen Hunde doch auch sehr nett. Man kann sich ja gar nicht mehr mit denen unterhalten! Der hohe Maschendrahtzaun mitten durch den Park ist schlicht und einfach eine neue Variante der Berliner Mauer!

Auch diese Klagen blieben nicht unerhört, obwohl keiner/keine sich je offiziell beschwerte. Eines sonnigen (was auch sonst?) Nachmittags lief ich meiner Lisa folgend am trennenden Zaun entlang, Als ich das Ende erreicht hatte, sah ich mit Erstaunen, dass das Vorhängeschloß fehlte. Überrascht zog ich am Gatter, und siehe da, es ließ sich beiseite rollen. Der Vereinigung von Ost und West, von groß und klein stand von nun an nichts mehr im Wege!

Nun ist die Welt wieder in Ordnung., das Vertrauen in die Stadtverwaltung - halbwegs - wieder hergestellt, und die Hundewelt glücklich ob der neuen Schnüffel- und Kontaktmöglichkeiten.

Fortsetzung folgt.