Dienstag, 3. Mai 2011

Berufsvielfalt


Letzten Samstag waren wir bei einer der wenigen Theateraufführungen, die hier in Deming veranstaltet werden. Bette Waters, Hauptfigur dieser Veranstaltung, gehört zu meinem Bekanntenkreis. Schauspielerin ist beileibe nicht ihr erster oder gar einziger Beruf! Sie war Krankenschwester, Hebamme, und ist nun Schriftststellerin und Buchverlegerin.

Es gibt kaum jemanden in meinem Freundeskreis, der nur einen Beruf ausübte.
  • Mein Freund Barry war Straßenhändler, Zeitungsverleger, Schauspieler und Schriftsteller.
  • Mein Freund Tim war Psychologe in eigener Praxis, Leiter einer Klinik, und nun verkauft er chinesische Antiqutitäten.
  • Meine Freundin Chris war Schulbusfahrerin, Aushilfe in einem Tierheim, dann Sekretärin in einem Maklerbüro.
  • Meine Bekannte Joyce war Massagetherapeutin, Buchhändlerin, Krankenhausseelsorgerin, und verdient sich nun ihren Lebensunterhalt als psychologische Beraterin.
  • Mein Mann war Bauarbeiter, Besitzer von zwei Motorradgeschäften, Besitzer einer Baufirma, und nun ist er ein Home Inspector.
Meine Freundin Inez dagegen ist eine Rarität: Bisher übte sie nur einen einzigen Beruf aus, nämlich den der Apothekerin.
Ihr Mann übrigens war Fliesenleger und ist nun ein Makler.

Das ist etwas, was ich an diesem Land sehr mag. Viele wechseln mehrfach ihre berufliche Laufbahn, und ein Neubeginn mit 40, 50 oder gar mit über 60 Jahren ist keine Seltenheit.

Die Vorstellung, mit 18 oder 19 Jahren eine berufliche Entscheidung treffen zu müssen, die dann für den Rest des Lebens kaum noch verändert werden kann, ist meinen Freunden hier sehr fremd.

Ich litt sehr unter dem Zwang, mich in Deutschland so früh festlegen zu müssen. Als ich dann mit 32 beschloß, Psychologie zu studieren, stieß ich auf viel Unverständnis. Es gab doch tatsächlich einige Kollegen, die in diesem - jungen - Alter begannen, Pläne für die Zeit nach ihrer Pensionierung zu machen!

Nun erhält man hier nicht nur Ermutigung und Unterstützung für einen Berufswechsel und fürs selbstständig-Arbeiten; man wird auch ermuntert, dem Ruf des Herzens zu folgen, wohin auch immer der einen trägt und auch wenn er die sogenannte Sozialleiter hinunter führt.

In dieser Hinsicht fühle ich mich - 50-jährig und Pläne für einen vierten Beruf schmiedend - sehr zu Hause!

1 Kommentar:

Silvia hat gesagt…

Hallo Monika! Vielen Dank fuer deinen Eintrag auf meinem Blog. leider konnte ich keine Emailadresse fuer dich finden, sonst haette ich dir gern auf deine Fragen geantwortet. Ich habe mich sehr ueber deine mitfuehlenden Worte gefreut und wuerde mich ueber Kontakt freuen. LG, Silvia (Kleine Residence Impressions)