Montag, 28. Dezember 2009

Das Mädchen mit den . . .

. . . Schwefelhölzern von Hans Christian Andersen ist eines meiner Lieblingsmärchen.

Ihr erinnert Euch wahrscheinlich, dass es hier um ein kleines Mädchen geht, dass alle seine Streichhölzer anzündet, um sich in einer bitter kalten Neujahrsnacht zu wärmen.

Wenn Ihr Eure Englsichkenntnisse ausprobieren wollt, hört Euch die englische Fassung an!

Freitag, 18. Dezember 2009

Weihnachten in der Hochwüste

Stell Dir vor, es ist Weihnachten und Du mußt ohne all das auskommen, was diese Jahreszeit so festlich und eben "weihnachtlich" macht:

Es gibt kein Marzipan, kein Nougat, kein Speculatius, kein Lebkuchen, kein Spritzgebäck, keine schokoladengefüllten Adventskalender, keinen Glühwein, keinen Weihnachtsmarkt, keine Adventskränze, keine festliche Gestaltung der Schaufenster, keine Christbäume (auch keine in den Straßen), keine Krippenszene in der Fußgängerzone, keine Straßenmusikanten, die Weihnachtslieder spielen, keinen Nikolaustag und keinen zweiten Weihnachtstag. Es ist noch nicht einmal kalt.

Was bleibt?

Bei Wal-Mart, dem einzigen größeren Geschäft in Deming, gibt es die üblichen "Cookies," die nur nach einem schmecken, nämlich Zucker. Zur Weihnachtszeit allerdings sind die nicht nur rund, sondern kommen als Nikoläuse oder grünem Tannenbaum daher. (Das Grün ist Zucker pur.) Sam's Club in Las Cruces, der nächstgelegenen Einkaufsstadt, verkauft um diese Zeit "European Chocolate" und Käsesorten - wie Gruyere oder Appenzeller -, die es sonst kaum gibt.

Die Christbäume sind natürlich aus Plastik. Die können nach Weihnachten dann zusammengeklappt und weggepackt werden. Diese Plastikdinger werden allerdings nicht erst zu Heilig Abend geschmückt, sondern beleuchten die Wohnzimmer schon ab Ende November oder spätestens in der zweiten Dezemberwoche.

Man kann auch seinen Vorgarten verzieren. Dafür steht einem ein Arsenal an aufblasbaren, mannsgroßen Plastikschneemännern zur Verfügung. Wer es gerne high-tech haben möchte, stellt sich Elche und Santa Claus auf einem Schlitten auf den Rasen (oder Sand), beleuchtet und mit beweglichen Köpfen, elektronisch betrieben.

Die Leuchterketten ums Haus und an den Dächern sehen wirklich schön aus. Ich habe mir sagen lassen, dass manche ein Vermögen in Form einer astronomisch hohen Stromrechnung für hunderte von Glühbirnen ausgeben.

Deming kann sich eine aufwendige Festbeleuchtung nicht leisten. Entlang der beiden Durchgangsstraßen sind Plastikkränze mit jeweils drei elektrischen Kerzen an die Straßenlampen befestigt.

Banken haben einen "Tag der offenen Tür." Jeder ist eingeladen, sich an den kostenlos bereitgestellten Leckerbissen zu laben und mit anderen ins Gespräch zu kommen. Das Heimatmuseum lädt an einem Sonntag zur Green Tea Party ein. Auf den liebevoll dekorierten Tischen im ganzen Museum stehen Kekse und andere Süßigkeiten bereit. Jemand spielt ein Harmonium oder singt bekannte Weihnachtslieder.

Die Erde ist braun, wie immer. Der Himmel ist strahlend blau, wie fast immer. Obwohl die Temperaturen nachts auf -5° runtergehen, tagsüber ist es mit 15° im nicht vorhandenen Schatten (also 20°, sobald man draußen ist) angenehm. Viele laufen kurzärmelig herum, da man ja sowieso nur vom Auto ins Geschäft geht, was - in Anbetracht der riesigen Parkplätze vor fast jedem Laden - keinen langen Aufenthalt in frischer Luft erforderlich macht.

Der Heilige Abend spielt nur eine sehr untergeordete Rolle. Santa Claus - nicht etwa das Christkind - kommt in der Nacht durch den nicht vorhandenen Schornstein runtergerutscht, füllt die für ihn bereit gehängten übergroßen Socken und legt die Geschenke unter den flackernden Baum. Der nächste Weihnachtsmorgen ist dann die Zeit der Bescherung.

Zwar sind die meisten Restaurants geschlossen, einige Fastfoodketten wie McDonald's sind aber geöffnet. Auch einige Geschäfte halten ihre Türen offen.

Am nächsten Tag kehrt alles wieder zur Normalität und zu "business as usual" zurück.

Nach acht Jahren in der Hochwüste (wir sind hier über 1000 Meter hoch) können wir uns zu keiner Weihnachtsstimmung mehr hinreißen lassen.

Mein Mann und ich werden die Vorbereitungen zu einem "Christmas dinner" im Hause eines sehr kranken Freundes übernehmen. Um seinen Tisch werden sich ein paar andere versammeln, die an diesem Tag sonst alleine wären.

Wie sehr auch die üblichen "Zutaten" zu einer festlichen Atmosphäre fehlen, die Sehnsucht nach menschlicher Wärme ist auch hier besonders zu dieser Jahreszeit vorhanden.


Hier ist ein Weihnachtslied, das ich sehr mag: O come, o come, Emanuel